Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Auf Erkundungstour durch das Kazimierz-Viertel in Krakau

Studienfahrt nach Auschwitz und Krakau

(Finja Fröhlich, Berit Knapek (MSS 11), 28.08.2023) Unsere Studienfahrt vom 8. bis zum 15. Juli 2023 begann gegen 22.00 Uhr, nachdem wir in strömendem Regen unser Gepäck und die ganzen Instrumente eingeladen hatten. Neben den 37 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 gehörten auch unsere Lehrer Frau Hannappel, Herr Casper, Herr Müldner und Herr Schamuhn sowie ein paar außerschulische Begleitpersonen zur Reisegruppe.

Nach einer 14-stündigen Busfahrt erreichten wir am Sonntag um die Mittagszeit unsere Unterkunft, das Zentrum für Dialog und Gebet, in Oświęcim. Direkt nach dem Mittagessen begann auch schon unser Programm: Wir brachen auf zum Stammlager des KZ Auschwitz. Während einer gut dreistündigen Führung wurden wir mit den Grauen der Shoa konfrontiert. Uns sind vor allem die persönlichen Gegenstände der Häftlinge im Gedächtnis geblieben, die Haare, Schuhe, Kleidung und das Gepäck. Die Menschen, die hier im Lager waren, bekamen Gesichter, Lebensdaten und ihr Schicksal wurde uns deutlich auf dem Rundgang durch die Arrestzellen, vorbei am Appellplatz, in Erzählungen per Videopräsentation durch ehemalige Häftlinge oder in dem riesigen Totenbuch, in dem wir alphabetisch sortiert, unendlich viele Namen der Toten nachschlagen konnten.

Am Ende der Führung kamen wir an dem Galgen vorbei, an dem der erste Lagerkommandant, Rudolf Höß, nach seinem Todesurteil erhängt wurde, und an der ersten Gaskammer des Lagers. Abends tauschten wir noch unsere ersten Eindrücke aus und bereiteten uns so auf den folgenden Tag in Birkenau vor.

Das Gelände von Birkenau wirkte nicht zuletzt aufgrund seiner Dimension sehr bedrückend. In noch ganz anderer Weise wurde uns das Ausmaß der hier begangenen Verbrechen bewusst. Mit den Klängen des „Lecha Dodi“ gedachten wir am Mahnmal in der Mitte von Birkenau all der Opfer, die durch die Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten ihr Leben verloren haben. Das „Lecha Dodi“, ja es begleitete uns während der ganzen Zeit! Manche summten es, ähnlich wie ein Ohrwurm, leise vor sich hin, als Trost sozusagen. Unsere Blechbläser übernahmen spontan das Arrangement und spielten dieses Lied später während unseres Konzertes; und selbst in Krakau haben wir in einer Synagoge das „Lecha Dodi“ gesungen.

Nach den Besuchen in den beiden Lagerbereichen begannen wir mit unseren Workshops, in denen wir in kreativer Weise an die Verarbeitung des Erlebten gingen. Den Dienstag verbrachten wir mit der Ausarbeitung unserer kreativen Arbeiten, unterbrochen vom Besuch einer Ausstellung in Harmęże, einer sehr persönlichen Verarbeitung des Holocaust in Form eines beklemmenden künstlerischen Labyrinths. Der Künstler und Bühnenbildner Marian Kołodziej gibt dem Betrachter damit auf eindringliche Weise einen Einblick in seine Gefühle und Albträume, die er als Überlebender zeit seines Lebens in sich trug.

Nach dem Lebensmelodien-Konzert im Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim

Nach dem Lebensmelodien-Konzert im Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim

Am nächsten Tag besuchten wir das Gedenkmuseum für die EinwohnerInnen der Region Oświęcim, das eindrucksvoll und anschaulich dokumentiert, auf welche Weise die EinwohnerInnen dieser Region auch die Häftlinge in ganz unterschiedlicher Weise unterstützten. Zurück im Zentrum für Dialog und Gebet probten wir dann noch einmal intensiv für unser Lebensmelodien-Konzert, das am gleichen Abend stattfand. Unser Publikum, das waren die anderen Gruppen, die im Zentrum waren, und einige polnische Gäste aus der Stadt. – Das Konzert bildete sowohl den musikalischen als auch den emotionalen Höhepunkt des Tages.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf nach Krakau, wo wir für zwei Tage in der Résidence Tournet untergebracht waren. Wir gingen über den Wawel mit seiner Kirche und dem Schloss, besichtigten die Altstadt mit der alten Universität, dem großen Platz und der Marienkirche, um dann abends, ganz in der Nähe unseres Hotels, den Tag ausklingen zu lassen mit dem Besuch einer ehemaligen Synagoge, die heute u. a. als Bar genutzt wird.

Auf Erkundungstour durch das Kazimierz-Viertel in Krakau

Auf Erkundungstour durch das Kazimierz-Viertel in Krakau

Der Freitag war ganz dem jüdischen Viertel Kazimierz gewidmet. Dort besuchten wir verschiedene Synagogen, einen jüdischen Friedhof, verschiedene Orte, an denen der Film Schindlers Liste gedreht wurde; wir gingen über den Platz der Ghetto-Helden mit seinen Stühlen zum Museum Schindler, das uns auf eindrucksvolle Weise die Zeit des deutschen Generalgouvernements in Krakau und natürlich auch die Geschichte von Oskar Schindlers Fabrik präsentierte. Der Tag fand seinen Abschluss in einem traditionsreichen Lokal, dem „Ariel“, wo wir bei einemgemeinsamen Abendessen auch noch ein besonderes Klezmerkonzert geboten bekamen.

Am Samstag machten wir uns dann nach dem Frühstück auf den Rückweg nach Deutschland und kamen schließlich gegen 23.00 Uhr wieder an unserer Schule an. Die Fahrt, die uns alle nachhaltig geprägt hat, empfanden wir als sehr bereichernd. Wenn auch ein Teil des Grauens weiterhin jenseits unserer Vorstellungskraft liegt – der Besuch von Auschwitz hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.