Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

KonzertBeethoven

symphonisches – geblasen & gestrichen

(20.03.2014) .KOBLENZ. „Beeindruckend, hohes Niveau, super, einfach nur toll“, nur Superlative waren auf die Frage die zu hören, wie denn das Konzert „symphonisches – geblasen & gestrichen“ am Sonntag (09.03.14) in der Rhein-Mosel-Halle gefallen habe. Und es war nicht etwa die „Rheinische Philharmonie“ oder eine anderer Profi-Formation, die die gut 1000 Zuhörer derart begeistert hatte. Auf der Bühne hatten an diesem Spätnachmittag gut 200 junge Musikerinnen und Musiker zwischen 10 und 19 Jahren gestanden: Johnny Junior Brass (JJB) vom Johannes-Gymnaisum Lahnstein und mit dem Symphonischen Blasorchester (SBO) und der Kammerphilharmonie „musica viva“ gleich zwei Ensembles des Landesmusikgymnasiums Montabaur.

Beide Schulen sind in der Region – und die Ensembles des Landesmusikgymnasiums Montabaur bundesweit – musikalische Schwergewichte, die immer wieder jenseits der Schulmauern auf sich aufmerksam machen. Alle drei Ensembles können  – obwohl noch recht jung (JJB – seit 2009, SBO – seit 2006 und musica viva – seit 2000) – auf eine beachtliche Anzahl an jungen Musikern bauen, was bei Schulensembles mit ständig wechselnden Schülergenerationen nicht selbstverständlich ist. Den Unterschied zwischen beiden Schulen formulierte Rudolf Loch, Schulleiter am Johannes-Gymnasium so: „Während Johnny Junior Brass mit Schülern der Unter- und Mittelstufe auf einem Aufstiegsplatz in der zweiten Bundesliga spielt, ist das Symphonische Blasorchester in der ersten Liga zu Hause. Und „musica viva“ – ja, das geht in Richtung Champions League.“

Das Programm entsprach dann auch ganz dieser Gewichtung: Mit peppig-schwungvollen Melodien aus der Rock- und Popmusik eröffneten Johnny Junior Brass unter Leitung von Antje Rosenbaum den Nachmittag. Sie nahmen die Zuhörer mit auf die Reise zum Herrn der Ringe und in Aladins Welt – und mit Verve alle rhythmischen und dynamischen Herausforderungen der Bohemian Rhapsody.  

Mit „Virginia“ und „Boss Roy“  (beiden von Jacob de Haan) standen anschließend zwei Originalkompositionen für symphonisches Blasorchester auf dem Programm. Und mit Stephan Müller und Jannik Ferdinand (beide MSS 13) gaben zwei junge Dirigenten ihr eindrucksvolles Debut und empfahlen sich zweifelsohne für eine musikalische Karriere. Die Abiturienten, die von Orchesterleiter Wolfgang Lang begleitet werden, haben die Werke eigenverantwortlich ausgesucht, einstudiert und in der Rhein-Mosel-Halle bühnenreif zu Gehör gebracht. Beide Werke erzählen Geschichten – bei „Virginia“ geht es um die amerikanische Geschichte mit Sklavenhandel und Bürgerkrieg, „Boss Roy“ ist eine Schule, an der Disziplin und Musik einen hohen Stellenwert genießen. Beide Dirigenten führten professionell und mit großer Sicherheit den mit 70 Musikern doch großen Klangkörper und lieferten eine jeweils ausgefeilte, dynamisch und – trotz vieler Taktwechsel – rhythmisch präzise Interpretation der Werke. Besonders beeindruckend die Blues-Elemente in „Virginia“ oder die ersten zarten Liebeleien (Sopran-Saxophon von Katharina Link) in „Ross Roy“.
Und dann als Höhepunkt die Fünfte Sinfonie (c-moll) von Ludwig van Beethoven. Die Kammerphilharmonie „musica viva“ – mit etwa 70 jungen Musikern symphonisch besetzt – spielte unter dem Dirigat von Tobias Simon vom ersten markanten Motiv an bis zum letzten der sieben Viertelschläge im Schlusssatz hellwach und präzise. Simon, der u.a. von der Folkwang-Hochschule Essen für herausragende Examensleistungen ausgezeichnet wurde und mehrere Stipendien erhielt, fordert hinsichtlich Pathos, Dynamik und Artikulation von seinen Musikern alles und hat dabei in den intensiven Probenphasen, die solch einer Aufführung vorangehen, wohl die richtigen Saiten angeschlagen: Die Spielfreude bei „musica viva“ ist weder zu übersehen noch zu überhören, willig folgen sie ihrem Dirigenten und entführen den Zuhörer in das „wundervolle Geisterreich des Unendlichen“ (E.T.A Hoffmann) – nehmen ihn mit vom dramatischen ersten bis zum jubilierenden vierten Satz. Ein großartige Leistung, die zu recht mit lang anhaltendem Applaus und Standing-Ovations gefeiert wurde.

Es war das erste Begegnungskonzert dieser Art, weitere Begegnungen dieser Art werden hoffentlich folgen. Direkte Folgen waren am nächsten Morgen zu spüren. Da leuchteten die Augen des 10jährigen Samuels (er hatte bei JJB einen Schlagzeugeinsatz) immer noch und mit seinem Freund Felix freute er sich: „Wir haben fast 10 Minuten geklatscht.“ (mrk)