Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

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Jom ha Shoah – der Shoah-Gedenktag in unserer Schule und im Landtag

(SMU, 27.01.2024) Unter #niewieder wurde am Samstag, den 27.1.2024 im Mainzer Landtag der Opfer des Holocaust gedacht. Landtagspräsident Hendrik Hering betonte in seiner Rede unter dem #nie wieder, dass antidemokratische Kräfte sich mit ihren Ideen der Menschenverachtung und Ausgrenzung eine breite gesellschaftliche Basis schaffen, um unsere Demokratie auszuhöhlen und schließlich zu zerstören.

Mit Blick auf den ersten Artikel des Grundgesetzes betonten er sowie auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Katharina Binz, dass es in unserer Gesellschaft keinen Platz geben darf für Entwürdigungen jedweder Art!

Damit wurde der Blick auf den Kerngedanken der diesjährigen Veranstaltung gerichtet: Die Wortbeiträge der Veranstaltung nahmen das Schicksal gesellschaftlicher Gruppen der eigenen Bevölkerung in den Blick: die sogenannten Asozialen und Berufsverbrecher.

Diesen Bevölkerungsgruppen beraubte man während der NS-Herrschaft systematisch ihrer Rechte, grenzte sie aus, sterilisierte viele von ihnen und nahm den so Gebrandmarkten am Ende auch noch das Leben.

Mehrfach betonten die Redner, dass die wichtigste Grundlage unserer demokratischen Welt die unabdingbare Wahrung der Würde eines jeden Menschen ist.

Mit unseren drei Stücken aus dem Lebensmelodienprojekt gaben wir der Veranstaltung in Mainz einen würdigen musikalischen Rahmen.

Die Kompositionen von Shmuel Blasz und Joseph Mandelbaum erinnern in eindrücklicher Weise an die jüdischen Schicksale dieser dunklen Zeit.

Die gesamte Veranstaltung kann man auf youtube anschauen unter folgendem Link: https://www.youtube.com/live/9AvOCv5pg3U?si=xP1DlMqzHdIMIzQ6

 

Am Tag vor unserer Teilnahme an der Gedenkveranstaltung im Landtag fand auch schon bei uns an der Schule in einem kleinen Rahmen ein Gedenken statt.

Mit unseren Fahrten nach Auschwitz und dem Projekt Lebensmelodien haben wir die Erinnerungskultur schon seit vielen Jahren in unser Schulleben eingebunden.

In seinem Wortbeitrag machte Axel Müldner anhand von bildhaften Vergleichen deutlich, welche Dimensionen die Menschenverachtung und Ermordung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland damals angenommen hatten.

Zitat: „Es handelte sich … um den ersten Versuch eines Völkermords unter Zuhilfenahme logistischer Planung im industriellen Maßstab.

1935 lebten rund 11 Millionen Juden in Europa, 10 Jahre später lag ihre Zahl bei fünf Millionen.

Sechs Millionen Menschen – die Bevölkerung unseres Bundeslandes RLP beläuft sich auf ungefähr 4,2 Millionen.

Sechs Millionen: Wenn wir jeden Namen der Opfer laut vorlesen würden und man bräuchte für jeden Namen im Schnitt zwei Sekunden, dann würde das 139 Tage dauern, das sind über viereinhalb Monate; 139 Tage und Nächte; 30 Namen in einer Minute; 1800 in einer Stunde, 43.200 Namen am Tag, 139 Tage lang.

 

Eine andere Rechnung:

In Auschwitz-Birkenau wurden während des Betriebs von 1044 Tagen annähernd 1,1 Millionen Menschen ermordet; das sind pro Tag im Schnitt 1050 Personen, Tag für Tag, für Tag.

Das ist das Doppelte des LMG mit Schülerschaft und allen Mitarbeitenden.

Aber vielleicht waren es auch damals für die Organisatoren dieses Völkermordes nur Zahlenspiele.“

 

Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Veränderungen ist es von großer Wichtigkeit, dem erneuten Anwachsen rassistischen und antisemitischen Gedankengutes bewusst entgegenzutreten.

Zitat: „Meine und eure Generation haben an diesem Völkermord keine Schuld, es sind Teile meiner Großvater- und eurer Urgroßvater-Generation, die durch aktives Handeln oder passives Wegsehen Schuld auf sich geladen haben.

Unser aller Aufgabe als Schüler des Lebens und der Geschichte ist es nicht, die Schuld für diese Verbrechen auf unsere Schultern zu laden, sondern die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Erinnerung an die Verbrechen unserer Vorfahren niemals aufhört, wir machen uns erst dann schuldig, wenn wir zulassen, dass das Erinnern in Vergessenheit gerät.“

 

Christof Haxel-Schamuhn stellte zwei Gedanken in den Mittelpunkt seiner Rede:

Das Lebensmelodien-Projekt ist eine besondere Form von Rache!

Vor ihrem Tod hatte die Großtante von Nur Ben Shalom, dem Initiator und künstlerischen Leiter des Projektes, ihren Angehörigen einen Abschiedsbrief übermittelt, der mit den Worten endete: „… und soweit es euch möglich ist, nehmt RACHE!“

Als Nur diesen Brief als Kind zu lesen bekam, da setzte sich in ihm der Gedanke und die Frage fest, wie er angemessen Rache üben könne. So kam es dazu, dass er das Projekt Lebensmelodien begründete.

Seine Antwort, seine Form der Rache war es, die Melodien der verfolgten und getöteten Juden, ihre Namen und ihre Lebensgeschichte, wieder ins Leben zurückzuholen.

Für uns und unsere Schule ist das Lebensmelodien-Projekt genau die richtige Form der Annäherung an das Geschehen der Shoah und genau die richtige Form des Erinnerns an die Leidensgeschichten der Verfolgten und Ermordeten in der Zeit des Nationalsozialismus.

Indem wir den Komponisten und ihren Melodien ein neues Leben schenken, leisten wir mit unserer Schule einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung in Verantwortung für die Zukunft.   #nie wieder