Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

JENM2023

Zwei Konzerte des JENM: THE UNANSWERED QUESTION

(MEL, 30.01.2023) Mit seinem Konzertprogramm spannt das JENM einen Bogen über 100 Jahre musikalische Moderne. Die bereits 1908 entstandene und in den 30er-Jahren revidierte bahnbrechende Komposition von Charles Ives „The Unanswered Question“ symbolisiert nicht nur philosophisch die „ewige Frage nach dem Sein“, sondern zugleich auch die Frage: Musik – wohin? Mit seinen drei Klangschichten simultan über- und gegeneinander in völlig unterschiedlichen Stilen, den neuartigen Raumwirkungen, dem Verzicht auf Formschemata und ein einheitliches Zeitmaß gilt „The Unanswered Question“ als Prototyp der musikalischen Moderne, indem es der Welt des schönen Scheins und falscher Sicherheit eine fruchtbare Unruhe gegenüberstellt – hervorgerufen durch die „ewige Frage des Seins“, die Frage nach der Wahrheit.

Diese fruchtbare Unruhe und Suche nach Wahrheit und Authentizität kennzeichnen auch alle weiteren Werke dieses Konzertabends, die sich mit den großen Themen menschlicher Existenz und Vergänglichkeit auseinandersetzen und dabei zu immer neuen Ausdrucksformen gelangen. Als Beispiel sei hier die Komposition „Styx“ des griechischen Komponisten Anestis Logothetis genannt. Die graphische Partitur ist optisch an einen Buchstaben des griechischen Alphabets angelehnt und visualisiert den aus der griechischen Mythologie bekannten Fluss „Styx“, der die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich Hades darstellt. Die Seelen der Toten werden von Charon, dem Fährmann, über den Fluss geschifft. Dieses Geschehen ist musikalisch eindrucksvoll in Szene gesetzt in Form von fließenden, teilweise apokalyptisch wirkenden Klängen und dramatischen Momenten.

Die weiteren zur Aufführung kommenden Werke widmen sich teilweise dem aktuellen Zeitgeschehen, sei es die Pandemie („Inauguration“) oder die zur Uraufführung kommende Komposition „Peace about war“ des Ensemblemitglieds und Kompositionsstudenten Konrad Waßmann.

Auch die großangelegte Auftragskomposition „Dyschrono“ der preisgekrönten taiwanesischen Komponistin Ling-Hsuan Huang kann nun noch einmal einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden, nachdem sie pandemiebedingt beim Festival Neue Musik 2021 in Rockenhausen nur einmal aufgeführt werden konnte.

 

Programm

Neue Musik auf der Suche nach neuen Antworten

2 Konzerte des JugendEnsembleNeueMusik Rheinland-Pfalz / Saar

In der TuFa Trier                                        &    im Sendesaal des Saarländischen Rundfunks

Freitag, 3. Februar 2023 um 18 Uhr       &                Samstag, 4. Februar 2023 um 17 Uhr

 

Charles Ives (1874–1954)             The unanswered question (1908)

Ling-Hsuan Huang (*1991)            Dyschrono (2020)
für 16 Instrumente

Konrad Waßmann (*2000)             Peace about war (2022)
für Solotrompete und Ensemble

 PAUSE

Matthias Kaul (1949-2020)            Bell Air (2010)
für 6 Schlagzeuger mit 36 Glocken

Jonathan Spratte (*1999)               Inauguration (2020)
für Ensemble

Anestis Logothetis (1921-1994)    Styx (1969)
für Ensemble

 

Besetzung

Emely Opper – Flöte

Tanja Schneider – Flöte

Rocío Ruiz Rascón – Oboe

Dylan Zöller – Klarinette

Lorenzo Schäfer – Saxofon

Leonard Bachmann – Trompete

Konrad Waßmann – Posaune

Oliver Bićanić – Akkordeon

Julia Welsch – Schlagwerk

Jonah Ferdinand – Schlagwerk

Julius Roth – Schlagwerk

Lisa To – Violine

Mercedes Renk – Violine

Lavinia Palm – Violine

Leander Schönrock – Viola

Floris Kurth – Violoncello

Nathan Zoth – Kontrabass

 

Künstlerische Leitung

Stefan Kohmann und Eva Zöllner

 

Ensemble

Das JugendEnsembleNeueMusik Rheinland-Pfalz/Saar (JENM) ist eine Talentschmiede für junge Instrumentalist*innen und steht unter der Trägerschaft des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Landesmusikrat Saar. 12 von 17 Mitwirkenden sind aktuelle oder ehemalige LMG-Schüler*innen. Das Ensemble wurde 1991 auf Initiative des rheinland-pfälzischen Komponisten Prof. Dr. Karl Josef Müller gegründet. 2003 übernahm Walter Reiter die künstlerische Leitung und prägte das Ensemble 17 Jahre lang maßgeblich. Seine Arbeit wird seit April 2020 von Eva Zöllner und Stefan Kohmann erfolgreich weitergeführt.

Das JENM steht für ein Höchstmaß an individuellem Ausdruck und stilistischer Vielfalt, die die Neue Musik zu bieten hat. Repräsentative Werke des 20. und 21. Jahrhunderts werden ebenso erarbeitet wie reizvolle Kompositionen, die kaum jemand kennt. Entscheidend ist der thematische Kontext, in dem sie eingebettet und gegenübergestellt werden.

Jedes Jahr lädt das JENM zu zwei Arbeitsphasen ein, an denen 10-15 junge Instrumentalist*innen im Alter von 14-20 Jahren teilnehmen. Das JENM ist häufiger Gast bei Festivals für Neue Musik (z.B. Opening Festival Trier oder Festival Neue Musik Rockenhausen), spielt aber auch Konzerte an rheinland-pfälzischen und saarländischen Schulen. Zahlreiche Uraufführungen wurden dem Ensemble auf den Leib geschrieben, zuletzt für das Festival Neue Musik in Rockenhausen 2021.

Das JENM ist immer offen für neue Mitspieler*innen!

Weitere Informationen: www.jenm-rlp.de