Nassauische Neue Presse vom 29.11.2012
Einmal im Monat schreibt die 16-jährige Sofie Vollmer aus Montabaur, was sie während ihres einjährigen Schulaufenthalts in Kanada erlebt.
Kolumne: Im Schoko-Rausch
An meiner Highschool in Kanada gab es kürzlich einen großen Wettbewerb: Wir sollten Schokolade verkaufen, der Erlös sollte für einen guten Zweck gespendet werden. 30 verschiedene Schokoladentafeln waren in einer Schachtel. Jede Tafel kostete zwei Dollar.
Ich dachte mir, so was gibt´s an meiner Schule in Deutschland nicht – also machst du mit! Vom ersten Moment an war ich Feuer und Flamme für den Verkauf und sprach jeden, der mir über den Weg lief, an – mit einem Slogan, der wahrscheinlich nicht super originell war, aber überraschenderweise wirkte: „Schokolade von einer deutschen Austauschschülerin. Da kann man doch nicht Nein sagen!“
Es funktionierte. Selbst meine Lehrer kauften Schokoladentafeln, und ich konnte schon bald mit meiner zweiten Schokoladenbox anfangen.
Am vierten Tag der Verkaufsaktion war ich die beste Verkäuferin des Tages, der Preis war: eine Ein-Pfund-Schokoladentafel!
Es ging weiter. Mein Verkaufsgeschick sprach sich an der Schule herum. An einem Tag passierte es sogar, dass ein Schüler in meine Mathestunde reinplatzte, um eine Tafel von mir zu kaufen. Das war schon ein wenig unheimlich.
Trotzdem blieb ich im Schokoladenverkaufsgeschäft und war wieder erfolgreich: Nach ein paar Tagen hatte ich erneut den Rekord und bekam – eine zweite Ein-Pfund-Schokoladentafel!
Nach drei Wochen war der ganze Spaß zu Ende, und in der Schlussbilanz war ich die drittbeste Verkäuferin von allen Teilnehmern. Der Preis war dieses Mal höher und – zum Glück – nicht aus Schokolade: 50 Dollar! Außerdem war meine Englischlehrerin stolz auf mich, weil ich als Austauschschülerin so involviert und aktiv war. Dafür schenkte sie mir zwei Schul-T-Shirts, sogenannte „Spirit-Shirts“. Was diese „Spirit-Shirts“ für High-School-Schüler bedeuten, erkläre ich ein andermal.