Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Nur tägliches Üben bringt den Erfolg

Westerwälder Zeitung vom 05.01.2018

Trompeter Marvin Frey ist ZIRP-Stipendiat

(Elias Müller)  Wenn Marvin Frey vom vergangenen Jahr erzählt, fühlt sich der Zuhörer wie in einer großen Abenteuergeschichte. Er ist fast täglich unterwegs, quer durch Deutschland und darüber hinaus: China, Indien, Ecuador. Der 24-Jährige aus Elgendorf ist Trompeter, und seine Musik hat ihn in seinem Leben schon weit herumgebracht und Anerkennung verschafft. Über das ihm nun zuerkannte Stipendium der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (Zirp) 2018 freut er sich ganz besonders. Dabei liegt der Anfang seiner Karriere noch sehr nah, zeitlich wie auch räumlich. 

Freys Weg als Musiker begann am Landesmusikgymnasium in Montabaur, wo er zunächst Klavier spielte. Durch seine sehr musikalische Familie hatte er aber auch immer wieder die Gelegenheit, andere Instrumente auszuprobieren. Freys Mutter spielt Klavier, sein Vater Posaune und sein Onkel Trompete. „Egal ob zu Hause oder bei meinen Großeltern und Verwandten, eigentlich waren immer Instrumente da”, erzählt der Musiker schmunzelnd. Mit 16 Jahren wechselte er in der Schule auf die Trompete und erhielt Unterricht für dieses Instrument. Gleichzeitig gelangte er immer mehr zum Jazz, spielte am Gymnasium in verschiedenen Ensembles und Bands. „Diese Freiheit und Spontanität haben mich einfach gepackt.“ (…)

Am Landesmusikgymnasium Abitur zu machen bot ihm für seinen musikalischen Weg eine ideale Grundlage. Die Anzahl der Auftritte nimmt zu, Frey kann an immer größeren Projekten teilnehmen, lokal, aber auch international. In der Oberstufe reist er zweimal mit Ensembles nach China. „Die Schule war mich die Basis für alles, vor allem durch meine Mitmusiker und durch das angenehme Klima, das war eine große Inspiration“, zeigt Frey sich dankbar.

Dass es auch nach dem Abitur mit Musik weitergeht, stand für das junge Talent von Anfang an fest. Seine Wahl fiel letztlich auf das Studium Jazz-Trompete am Konservatorium im niederländischen Maastricht. Dort angekommen, holte ihn sein Dozent sofort zurück auf den Boden der Tatsachen. „Da wird einem erst mal gezeigt, was man noch alles lernen muss.“ Doch von Rob Bruynen kann Frey auch eine Menge lernen, denn der professionelle Musiker hat mehr als 30 Jahre Erfahrung als Trompeter in der weltbekannten WDR Big Band vorzuweisen. In Maastricht zeigt er seinem neuen Schützling, was es heißt, professionell Musik zu machen.

Für Frey begann ein neuer Alltag, mit Arbeitszeiten „wie bei jedem anderen Job auch“. Denn Trompetespielen bedeutet mehr als nur das Beherrschen des Instruments. Der Tag des jungen Musikers beginnt mit Trockenübungen, sprich Kontrolle über die Atmung gewinnen, Mimik trainieren, jeden Muskel beherrschen, der zum Musikmachen erforderlich ist. Nach der ersten Tasse Kaffee geht es dann meistens in den Proberaum im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Nachdem Frey im vergangenen Jahr seinen Bachelor in Maastricht abgeschlossen hat, ist er in die Großstadt gezogen. Er studiert aber weiterhin in den Niederlanden, macht jetzt seinen Master. 

„Glücklicherweise haben meine Dozenten an der Hochschule immer viel Verständnis, wenn man wegen Auftritten und Proben unterwegs ist“, erklärt Frey, warum er mit dem Fortschreiten seines Studiums immer weniger wirklich in Maastricht ist. „Das ist auch so gewollt, darum geht es ja. Wir sollen Musik machen.“ Dieses „machen“ ist ihm persönlich wichtiger als alles andere. Er spielt so viele Konzerte und Auftritte (Gigs) wie nur möglich, in den unterschiedlichsten Formationen und mit zahlreichen anderen Musikern. (…) Um dieses „Musikerleben“ durchziehen zu können, braucht er große Disziplin. Die Trompete hat er eigentlich immer dabei, spielt und übt täglich stundenlang, alleine und in Ensembles. Dazu kommen eigenes Komponieren und Unterrichten. Als Privatlehrer versucht er, seinen Trompetenschülern diese Disziplin weiterzugeben. „Die Arbeit, um das Instrument zu beherrschen, kann sehr frustrierend sein“, gesteht er ein. Aber nur tägliches Üben bringe einen zum Ziel, und dann merke man immer wieder, wie sehr es sich lohnt, erzählt Frey begeistert. (…)

Dass Frey für seine Musik lebt, ist im aber deutlich anzumerken, wenn er von besonderen Konzerten und Ensembles berichtet. „Beim Jazz weiß man nie, was passiert, und jeder Auftritt ist anders, auch wenn man dieselben Stücke spielt, weil jeder Musiker etwas anderes erzählen will.“ Bei seiner Karriere hingegen ist klar, dass das erst der Anfang ist, denn Marvin Frey hat viele Ziele und mit seiner Trompete noch eine ganze Menge zu erzählen.

 

Erfolg bei Wettbewerben steigert Renommee

Sich als Trompeter durchzusetzen bedeutet für Marvin Frey auch, sich in Konkurrenz mit anderen Musikern zu beweisen. Eine lange Liste an Erfolgen und Preisen zeigt, dass er das kann. 

Freys Wettbewerbserfolge begannen wie seine musikalische Karriere am Landesmusikgymnasium. Bei „Jugend musiziert“ schaffte er es mit 17 in der Solowertung bis in die Bundeswertung. Auch bei „Jugend jazzt“ war er Preisträger auf Bundesebene, zudem lange Zeit im Landesjugendjazzorchester aktiv. Es folgten immer mehr und größere Kooperationen und Auftritte. Mit dem Brussels Jazz Orchestra auf dem North Sea Jazz Festival 2015 spielen zu dürfen, war für Frey eine ganz besondere Ehre. „Das ist eines der größten und wichtigsten Jazz-Festivals der Welt“, berichtet der junge Mann stolz. Im Jahr 2016 konnte er sich außerdem im Vorspiel für das Bundesjugendjazzorchester (Bujazzo) durchsetzen. 

Seitdem ist er einer von sechs Trompetern in diesem renommierten Ensemble der Bundesrepublik, das sich der Spitzenförderung des deutschen Jazznachwuchses verschrieben hat. Dort spielt Frey gemeinsam mit den besten Nachwuchsmusikern seines Genres, unter der Leitung von Größen der Szene und gemeinsam mit weltbekannten Instrumentalisten und Sängern. „Im Bujazzo haben eigentlich alle bekannten deutschen Jazzmusiker gespielt“, erzählt Frey. Auch sein persönliches Vorbild, Trompeter Till Brönner, zählt zu den Ehemaligen dieses Ensembles. Die aktuell 40 Musiker repräsentieren die Bundesrepublik bei verschiedensten Konzerten im Inland, aber auch auf internationalen Touren. Außerdem hat die Gruppierung schon zahlreiche Alben und Radioproduktionen eingespielt.

Mit dem Erreichen des Höchstalters von 24 Jahren wird Freys Zeit in diesem Ensemble 2018 enden. Doch der ambitionierte Musiker hat schon zahlreiche neue Projekte in Planung. In den kommenden Jahren möchte er mehr in eigenen Ensembles aktiv sein, um dem Publikum seine Musik näherzubringen und seinen Stil zu zeigen. Gerade plant er die Produktion seines Debütalbums. Das Zirp-Stipendium bringt ihn nicht nur finanziell ein Stück näher an die Verwirklichung dieses Vorhabens. „Als Musiker beschäftigt man sich jeden Tag sehr intensiv mit der eigenen Arbeit und sieht eigentlich nur das Negative. Es tut gut, manchmal auch eine solche Bestätigung zu erfahren“, erklärt das Nachwuchstalent. 

Doch sich deswegen auf den Lorbeeren ausruhen? Keineswegs! Frey schaut weiterhin voraus, startet mit viel Energie in das neue Jahr. Er will den Menschen die Kultur, die Musik und insbesondere den Jazz wieder näherbringen. Ihn stört, dass viele Deutsche immer weniger bereit sind, für diese Dinge Geld auszugeben. „Dann muss man die Menschen mal fragen: Wie sieht das Leben denn ohne Musik aus?“, macht Frey klar, wie wichtig die musikalische Kultur in Deutschland ist. Davon überzeugt er bereits jetzt sein Publikum in Konzerten und seine Schüler, in Zukunft aber noch mehr Menschen: „Ich freue mich darauf, als Zirp-Stipendiat Rheinland-Pfalz und dessen Kultur musikalisch vertreten zu dürfen.“ In den nächsten Monaten wird es regionale Konzerte mit ihm und den anderen drei Preisträgern geben.