Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Anna Overbecks Leben soll die große Bühne sein

Westerwälder Zeitung vom 24.02.2018

20-jährige aus Wallmerod gewann ersten Preis – Studium in Wien

Als Lebensschule empfindet Anna Overbeck aus Wallmerod ihr Studium an der Universität für Musik und Kunst der Stadt Wien (MUK). Seit zwei Jahren studiert das Westerwälder Gesangstalent dort die Fächer Chanson, Musikkabarett, Operette und Musical. Vor wenigen Wochen gewann sie beim 46. Bundeswettbewerb Gesang in Berlin den ersten Preis im Juniorwettbewerb.

Anna Overbeck steht auf der Bühne, weil es ihr Spaß macht. Das Leben hat ihr Urvertrauen und ein großes Talent geschenkt, und die Westerwälderin macht mehr daraus. Seitdem sie vor vielen Jahren für die Musicaltruppe Pinocchio’90 aus Elz das erste Mal auf der Bühne stand, war für sie eigentlich klar: Das ist es. (…) Seitdem gewann sie viele erste Preise, die nicht nur dazu beitragen, Bühnenerfahrung zu sammeln, sondern auch, das Studium zu finanzieren. (…) Auch das Jahresstipendium der Günter-Neumann-Stiftung, das sie beim Bundeswettbewerb gewann, hilft dabei. (…) „Und natürlich möchte ich auch irgendwann von meiner Musik leben können“, sagt die junge Frau und blick erwartungsvoll in die Zukunft, brennt darauf, mehr zu lernen, geht spielerisch an ihre Aufgaben heran. Trotz allem gibt sie unumwunden zu, dass der Unterricht, den sie tagtäglich leisten muss, kräfteraubend ist. Immerhin seien 52 Wochenstunden die Regel. Schwierig sei es auch, Kunst in ein Studiensystem zu stecken. Nicht umsonst habe zum Beispiel Falco das Studium an eben dieser Schule abgebrochen.

Doch Anna Overbeck ist froh, in Wien zu sein: „Diese Stadt würde ich gern zu meinem Lebensmittelpunkt machen, hier gibt es alles, was man braucht, Theater, Oper, Leben.“ Acht von 300 Bewerbern wurden im Jahr 2016 von der MUK aufgenommen, Anna Overbeck ist eine von ihnen. Auch darüber ist sie froh. Mit Unterrichtsfächern wie Steppen, Jazzdance, Ballett, Bühnenfechten und Körperschule werden die Studenten der MUK auf das Bühnenleben vorbereitet. (…) Aber tatsächlich bringe das Studium viele Seiten zutage, mit denen man sich sonst nicht beschäftigen würde, beobachtet die Studentin, auch viele verletzliche Seiten. Aber: Aus Schwächen würden durch die Arbeit Stärken. Um voranzukommen, müsse man lernen, mit seinen Energien zu haushalten und sie zielgerichtet einzusetzen. Bei all dem möchte Anna Overbeck vor allem aber eins: sie selbst sein und gesund bleiben. Nicht umsonst sieht sie so manche Schauspieltechnik durchaus kritisch. Denn je nach dem, wie sich ein Schauspieler in die Rollen hineindenkt, können sie ihn verändern. Deshalb fragt sie sich jeden Abend ganz bewusst: „Wann war ich an diesem Tag authentisch?“ Sie sei zwar einerseits ein schneller Mensch. Um Kraft zu schöpfen, pflege sie aber auch ihre meditative Seite.

Vier Jahre dauert das Studium insgesamt. Nach zwei Jahren dürfen die Studenten bereits an ersten Vorsprechen teilnehmen. Nicht selten werden sie mitten aus dem Studium heraus wegengagiert, um beispielsweise mit einer Musicalproduktion auf Tournee zu gehen. Doch Anna Overbeck gefällt es an der Uni. (…) „Es gibt zwar viele Einzelkämpfer, aber das ist nicht der Sinn von Kunst“, die Studentin betrachtet ihren Wunschberuf fast ein wenig philosophisch: „Die Weltanschauung macht einen Menschen zum Künstler, der sich von vielen Dingen berühren lässt und einen weiten Horizont hat.“ Nicht umsonst möchte sie sich in ihrer Stilrichtung noch nicht festlegen. Im Augenblick schreibt sie an einem Kabarettstück mit dem Titel „It’s not over, I’ll be back“ – ein Soloprogramm, das sie selbst auf die Bühne bringen möchte: „Die Menschen lachen einfach zu wenig.“ Ganz klar. Sie möchte nicht nur reproduzieren, sondern auch viel Neues machen, für die Kunst Eindrücke in anderen Ländern und von Kulturen sammeln. „Egal, wie viel man schon gespielt hat, jede Rolle ist neu – man bleibt nie stehen, denn Stillstand ist das Schlimmste“, sagt Anna Overbeck.