Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Kategorie Archiv: Aktivitäten – TdO


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Häftlingsnummer 432

Zehntklässler besuchten das Konzentrationslager Auschwitz

(MLD / SMU, 06.08.2018) Zum dritten Mal nach 2014 und 2016 verbrachten die beiden Klassen 10 des Landesmusikgymnasiums Montabaur ihre „Tage der Orientierung“ in Polen. Im Vernichtungslager Auschwitz und in Krakau setzten sie sich mit der dunkelsten Seite der deutschen Vergangenheit auseinander.

Die Schülerinnen und Schüler verbrachten zusammen mit vier Lehrkräften die ersten vier Tage ihres Aufenthalts in Oswiecim (Auschwitz), wobei sie in intensiven Führungen sowohl durch das ehemalige Stammlager am Stadtrand als auch durch das außerhalb gelegene Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau begleitet wurden. Außerdem wurde eine Ausstellung in den Kellergewölben des Klosters Harmeze besucht, in denen ein Auschwitz-Überlebender, Marian Kołodziej (Häftling 432), der schon 1940 mit dem ersten Transport angekommen war, seine damaligen Erlebnisse und seine Alpträume Jahre nach seiner Lagerhaft in akribischer Arbeit künstlerisch zu verarbeiten versuchte.

Tief beeindruckt von den Bildern gestalteten die Schülerinnen und Schüler nach weiteren  Recherchen zu Opfern und Tätern eigene Kunstwerke und schrieben Gedichte oder Texte, mit denen sie versuchten, dem Gesehenen auf ihre Weise Ausdruck zu verleihen. Eine Gruppe beschäftigte sich vor allem mit der Bedeutung der Musik im Lageralltag. Dabei spielte die Auseinandersetzung mit Esther Bejarano und Alma Rose eine besondere Rolle. Nach einem letzten Gedenken in Auschwitz-Birkenau fuhr die Gruppe für zwei Tage weiter nach Krakau. Der Aufenthalt dort war geprägt von Führungen durch die historische Altstadt, das ehemalige jüdische Viertel Kazimierz und das Museum „Schindler“, in dem in beeindruckender Weise die Zeit des Nationalsozialistischen Protektorates dokumentiert wird.

Nach einhelliger Meinung der Schülerinnen und Schüler hat dieser knapp einwöchige Aufenthalt in Polen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Dies vor allem auch, weil durch die Unmittelbarkeit der Begegnung mit dem wohl dunkelsten Kapitel der neueren deutschen Geschichte an historischen Stätten dem Grauen, der damaligen ‚Gesinnung’ und der Massenvernichtung ein „Gesicht“ gegeben wurde. Ein besonderer Dank gilt vor allem der Bethe-Stiftung, die im Rahmen des Projektes „Erinnern ermöglichen“ unsere Reise sehr großzügig unterstützt hat. Den weiteren Förderern gilt dieser Dank ebenso. Ohne die Unterstützung durch den Nassauischen Zentralstudienfonds, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, dem VEFF, den Westerwaldkreis und das Land Rheinland-Pfalz, sind solche umfangreichen Schulprojekte nicht durchführbar.

Aber bei der Geschichtsbetrachtung während einer solchen Fahrt soll es nicht bleiben: In vielfältiger Weise wird die Verfolgung von Menschen aus fremden Kulturen / Religionen und deren Vernichtung im schulischen Kontext weiter aktualisiert. In fächerübergreifenden Projekten werden ethische Fragen, die uns die Gegenwart stellt, bearbeitet. So soll zu Beginn des neuen Schuljahres z.B. in Religion und Ethik eine intensive Auseinandersetzung mit der Migrationsproblematik stattfinden, die vor dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit eine noch ganz andere Dimension gewinnt.

Die Schülerinnen und Schüler werden ebenfalls eine Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht vorbereiten. Dabei werden sie sich mit den gegenwärtigen antisemitischen Strömungen in unserem Land und bei den Nachbarländern auseinandersetzen müssen.

Diese Form der Bewusstseinsbildung liegt unserer Schule sehr am Herzen, aber ohne die großzügige Förderung dieser sehr aufwändigen Studienreise und das außergewöhnliche Engagement der begleitenden Lehrer wäre eine solche Reise nicht durchführbar.

 

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An Herausforderungen wachsen

Unterwegs an und in der Lahn – Tage der Orientierung 2017 der Klassen 10 

(MEL, 05.07.2017)  Insgesamt 32 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 waren gemeinsam mit Herrn Schamuhn, Herrn Fritzen und Frau Melchiori vom 19. bis zum 23. Juni 2017, also eine ganze Schulwoche lang, unterwegs in unserer schönen Heimatregion. Unterstützt wurden wir zusätzlich durch die beiden Klassenlehrer Herr Hebgen und Herr Ramroth, denen wir an dieser Stelle herzlich dafür danken! Per Bahn, zu Fuß und im Kanu haben wir eine Strecke von ca. 180 km von Montabaur über Weilburg, Fürfurt/Gräveneck, Runkel, Limburg, Diez, Obernhof, Nassau, Bad Ems zurück nach Montabaur zurückgelegt und uns manchen (persönlichen) Herausforderungen gestellt.

Das Abenteuer begann bereits Montagmorgen vor Schulbeginn mit dem Einladen der (trotz begrenzter Menge an Wechselklamotten) Tonnen von Gepäck in unseren Schulbus + Anhänger, denn es mussten insgesamt 14 Zelte mit sowie 36 Isomatten und Schlafsäcke, außerdem 8 Bierzeltgarnituren und Herrn Schamuhns mobile Großküche! Anschließend konnte die große Truppe sich entspannt und nur mit je einem Rucksack mit Tagesproviant bewaffnet in den Zug nach Weilburg (über Limburg) setzen, von wo aus unsere erste Kanutour starten sollte. Die erste kleine Herausforderung begegnete uns schon bei der Ankunft in Weilburg beim Finden der richtigen Anlegestelle. Nach mehreren Umwegen (die bekanntlich die Ortskenntnis erweitern) unter sengender Sonne wendete sich schließlich alles zum Guten und wir konnten mit 12 Booten lahnabwärts durchstarten. Auf dem Weg zu unserem ersten Rast- bzw. Campingplatz passierten wir einen längeren Tunnel, diverse Schleusenanlagen und zahlreiche Enten- und Schwanenfamilien – extrem süß anzuschauen! Unterwegs war Teamgeist gefordert, um die einzelnen Boote mit ihren unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Steuerfähigkeiten zusammenzuhalten und zusammen in die Schleusen zu fahren (die natürlich auch von unseren Gruppenmitgliedern bedient werden mussten). Diese Herausforderung meisterten wir tadellos und kamen sogar viel früher als erwartet in Gräveneck an; dadurch stand uns dort ein langer, sonniger, chilliger Nachmittag zur Verfügung, der mit zahlreichen Spielmöglichkeiten an und in der Lahn ausgefüllt wurde. Abends kam dann zum ersten Mal Herrn Schamuhns imposante mobile Großküche zum Einsatz, inklusive Grill und einem gigantischen Salatbüffet. Am Anfang holperten die Abläufe bei den Mahlzeiten ein wenig, aber im Laufe der Woche spielte sich eine ganz wunderbare und selbstverständliche Routine ein, indem sich immer spontane Teams zum Schnippeln, Herrichten, Aufräumen und Spülen zusammenfanden. Gleiches galt jeden Morgen bei der Frühstücksvorbereitung, dem Verstauen der Tonnen von Gepäck und dem säuberlichen Verlassen des jeweiligen Campingplatzes.

Der Dienstag bestand mehr oder weniger nur aus Kanufahren, denn wir hatten nun eine dreimal so lange Strecke vor uns – ca. 18 km bis zu unserem zweiten Campingplatz in Runkel. Dafür ließen wir uns jedoch Zeit, wechselten öfters mal die Bootsbesetzung und hüpften immer wieder in die Lahn, um uns abzukühlen. Ein Riesengaudi – und für manchen sicherlich auch eine Herausforderung / eine physische Grenzerfahrung, denn man musste ja durchhalten … Dennoch gingen alle wohlbehalten am späten Nachmittag in Runkel an Land und nach dem Säubern und Abgeben der Boote erst mal schnurstracks in die Eisdiele! Abends am Lagerfeuer gab es dann noch etwas Besonderes zu feiern: die Geburt von Herrn Schamuhns fünften Enkelkind!

Am dritten Tag wurden die Paddel gegen Wanderschuhe ausgetauscht und alle 5-10 Minuten verließ eine Zweiergruppe den Zeltplatz mit den Aufträgen, 1. in Limburg anzukommen, 2. sich miteinander auszutauschen und 3. gerne auch Kontakt zu neuen Menschen zu knüpfen, um später der Gruppe berichten zu können, welche interessanten Begegnungen sich auf dem Weg ereignet hatten. Schön war, dass sich ganz von allein Konstellationen zusammenfanden, die sich im Schulalltag so nie ergeben würden – auch und vor allem über Klassengrenzen hinweg. Dadurch erfuhren alle sehr viel Neues und Interessantes voneinander, es gab Zeit und Raum für intensive persönliche Gespräche und gleichzeitig wuchs das Gefühl von Ähnlichkeit und Verbundenheit. Nach einem kurzen gemeinsamen Besuch im Limburger Dom um 15 Uhr ging es noch einmal ca. 7 km weiter durch die Hitze, um zu unserem nächsten Campingplatz Oranienstein in Diez zu gelangen. Danach folgte das übliche Programm: Zelte aufbauen, duschen, Abendessen vorbereiten etc. Trotz des anstrengenden Tages war die Stimmung prächtig – Herr Schamuhn hatte u.a. eine exzellente Gemüsereispfanne vorbereitet und anschließend wurde noch viel gesungen und Badminton gespielt. Erst am späten Abend fanden wir als Gruppe Zeit, um uns noch mal zusammenzusetzen und über die jeweiligen Erlebnisse des langen Tages auszutauschen, was für alle eine Bereicherung war.

Nach einer erholsamen Nacht stellten wir uns am Donnerstag schon recht früh der nächsten Herausforderung: der Diezer Kletterwald. Dort konnten wir 3 Stunden lang unsere persönlichen Grenzen austesten. An welchen Stellen verlässt uns der Mut, oder wie kommen wir noch höher und weiter mit Hilfe anderer? Kann man sich der aufkommenden Höhenangst stellen oder ist es vielleicht auch ein Zeichen von Größe, dem ‚Gruppendruck’ mal nicht nachzugeben und sein eigenes Maß zu finden? Damit nicht genug: Im weiteren Verlauf des Tages warteten unerwartete (und weitaus größere) Herausforderungen auf uns und forderten die Gruppenmoral ein wenig heraus. Zunächst mussten wir vom Kletterwald durch die Mittagshitze durch die ganze Stadt Diez marschieren, um den Zug nach Obernhof pünktlich zu erreichen – und zwar ohne kollektiv an den zahlreichen Dönerbuden und Eisdielen Halt zu machen … Nach der Ankunft in Obernhof sah der ursprüngliche Plan vor, dass wir direkt zum Kloster Arnstein und über den Lahnhöhenweg nach Nassau wandern würden, z.T. sogar gänzlich ohne Begleitung, um mal eine Weile nur mit sich allein zu sein. Doch angesichts des hohen Tempos des bisherigen Tages und der extrem schwülen Luft war schnell klar, dass dies den Großteil der Gruppe überfordern würde. Also schien uns die Obernhofer Eisdiele zunächst der beste Ort, um die Lebensgeister wieder ein wenig zu wecken. Insofern war es diesmal eher eine Herausforderung für die Lehrer, ihren mühsam am Schreibtisch ausgeheckten Plan ersatzlos zu streichen … Und als kurz nach der Ankunft auf unserem letzten Campingplatz Schloss Langenau/Obernhof das große Gewitter losbrach, war auch das eine Herausforderung (für die Zelte und für uns); eine weitere Steigerung kam eine Stunde später, als es in unser Abendessen regnete … Dennoch konnten wir den letzten Abend noch sehr lange am Lagerfeuer genießen; die Stimmung war friedlich und gelöst, als wir unsere Erlebnisse und Herausforderungen reflektierten und ausklingen ließen. Besonders schön bleibt mir persönlich in Erinnerung, dass wir, obwohl wir so eine große Gruppe waren, im Lauf der Woche in der freien Natur doch sehr zusammengewachsen sind und sogar das klassische Lehrer-Schüler-Gefüge sich nicht mehr als solches anfühlte.

Ich denke, dass die Tage der Orientierung bei jedem Einzelnen von uns enorm nachwirken werden – auch über die Sommerferien hinaus. Dazu zählt u.a. das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, auch mit unbequemen Situationen fertig zu werden, die Komfortzone verlassen zu können und daran zu wachsen. Aber mindestens genauso wiegt das Vertrauen, trotz aller individuellen Charakterzüge von der Gruppe akzeptiert und getragen zu werden und ebenso ein stabiler Anker für andere zu sein. Dies beinhaltet auch die Fähigkeit, mal Nein sagen zu können und somit Erwartungen anderer nicht gänzlich zu entsprechen, ohne gleich negative Konsequenzen befürchten zu müssen. – Meines Erachtens ein ideales Übungsfeld und bleibende Erinnerung, mutig und in Verbundenheit seinen eigenen (Lebens-)Weg zu gehen!

 

Auschwitz oder „Eine Reise in die Vergangenheit unserer Zukunft“

Besuch von Auschwitz 2016(FRI, 12.07.2016) 33 Schüler zweier Schulen brachen kurz vor Ende des Schuljahres auf, um sich einer Thematik zu stellen, die einerseits Geschichte zu sein scheint, sich andererseits immer wieder als brennend aktuell erweist: Auschwitz und die Abgründe menschlicher Psyche.

Die beiden Schülergruppen des Sophie-Hedwig-Gymnasiums Diez und des Landesmusikgymnasiums Montabaur hatten sich je freiwillig für die Studien- und Projektfahrt nach Polen entschieden und waren dann gemeinsam, nach unterschiedlichen Vorbereitungsphasen, am 1. Juli zunächst nach Krakau aufgebrochen.

Inmitten dieser sympathischen Weltstadt näherte man sich behutsam dem Kernthema der Fahrt, der Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Nach einer großen Stadtführung durch das geschichtliche Krakau lieferte der Besuch des jüdischen Jazzfestivals in Kazimiercz, dem jüdischen Viertel von Krakau, erste Berührungspunkte mit den Orten, an denen vor dem 2. Weltkrieg noch 68000 Juden gelebt, gearbeitet und gefeiert hatten. In Krakau leben dort heute nur noch ca. 600 Juden.

Das Jazzfestival schafft eine lebendige Verbindung von damals und heute. Umgeben von Altem und Neuem pulsiert auf dem Sheroca-Platz neben alter und neuer Synagoge, flankiert von neu belebten Restaurants und Kneipen, das junge Leben von Krakau auf den Plätzen seiner Geschichte.

Ein weiterer Annäherungspunkt für die Schülergruppen war dann der Besuch der Fabrik von Oskar Schindler, in der heute ein eindrucksvolles, multimedial aufbereitetes Museum eingerichtet ist.
Hier taucht man in die Atmosphäre jener Zeit ein, wenn man Räume durchläuft, die einer Straßenbahn oder einer Bahnhofswartehalle nachempfunden sind, während rundum die Geräusche ertönen, die dort zu hören waren. In Ton und Bild wird nahegebracht und sprichwörtlich greifbar gemacht, was damals geschah und vielleicht wieder geschehen könnte, wenn Menschen nicht aus der Geschichte lernen.

Im Anschluss wanderte man dann durch die nebenan liegenden Bezirke des Krakauer Ghettos, die man gerade zuvor noch in Originaldokumenten betrachtet hatte. Reste der Mauern, die das Ghetto umgeben hatten, stachen ins Auge, Plätze, auf denen Menschen zusammengetrieben und hingerichtet worden waren, starren den Besucher an. 68 Stühle als Platzhalter und Symbol für 68000 Menschen, die hier der Willkür ausgesetzt und ihres Platzes in der Gesellschaft beraubt worden waren.

Scheinbar unverfänglich und doch fast noch beeindruckender der Ort des Arbeitslagers in Plaszow, einem Vorort der Stadt, über den im Laufe der Zeit „Gras gewachsen“ zu sein scheint. Auf den ersten Blick eine grüne Parkanlage am Stadtrand, die zu Spaziergang und Picknick einlädt, aber dann doch, bei näherem Hinschauen/Hinfühlen, Ort des Grauens.

Nur wenige Mahnmale geben Zeugnis davon, wie viele Menschen hier unter qualvollen Bedingungen arbeiten und, man mag es kaum so ausdrücken, „leben“ mussten. Viele kamen hier zu Tode. Man wandert über die Gräber von Tausenden von Menschen.

Sprichwörtlich „mit Füßen getreten“ die Denkmäler jüdischer Totenkultur, die zum Bau von Straßen und Mauern verwendet worden waren. Das alles in einer Stadt, die heute als das „Florenz des Ostens“ bezeichnet wird und vor Lebendigkeit strotzt. Überall spürt man die Vitalität und Lebensfreude. Die Menschen sind freundlich und zugewandt. Die Eindrücke vermischen sich und man ist geneigt, das Erlebte als „bösen Traum“ zu verdrängen.

Der nächste Schritt war dann die weitere Annäherung an das unvorstellbare Zentrum des Grauens.
Auschwitz oder Oswiecim, wie der Ort heute genannt wird, rückt in den Blick. Zunächst durch eine Stadtbesichtigung auf eigene Faust, in der Spuren des Vergangenen gesucht und Eindrücke mitgenommen wurden, die dann später in der Gruppe besprochen werden sollen.

Erstaunen darüber, wie wenig von der „schweren“ Geschichte des Ortes zu finden ist, eher die Andenken an die „gute, alte Zeit“. Das Grauen scheint ausgelagert, liegt auf der anderen Seite des Flusses. Im Ort selbst kann man auf einem idyllischen Marktplatz verweilen, Eis essen, Kaffee trinken, eben „ganz normal leben“.

In der direkt neben dem Stammlager Auschwitz gelegenen „Kath. Bildungsstätte für Dialog und Gebet“ bezogen die Schüler mit ihren Lehrern Quartier. Von hier aus rückte man dem unfassbaren Geschehen täglich etwas näher.

In Hameze, einem Nachbarort eröffnet eine Ausstellung im Keller einer Franziskanerkirche einen tiefen Einblick in die seelischen Abgründe aufgrund des Lagerlebens. Marian Kolodziej, Häftling Nr. 432, der mit dem ersten Transport nach Auschwitz gekommen war, hatte fast ein Leben lang nach seiner Rettung aus Auschwitz geschwiegen, bis er dann in hohem Alter die Verpflichtung verspürte, all dem einen Ausdruck zu geben, was aus seinem Inneren zu schreien schien. Eine Flut von Bildern entstand. In der Ausstellung starren einen „gefühlte Zehntausende Totenköpfe und Gesichter an“ (Zitat einer Schülerin) die alle etwas zu sagen, dem Besucher etwas mitzugeben scheinen. Das Ziel ist nicht die Verdammung, sondern das rückhaltlose Darstellen der Entmenschlichung, aber auch einer Haltung oder Kraft, die selbst dem noch widerstehen kann. Pater Maximilian Kolbe taucht auf, der es vermocht hatte, dem menschenverachtenden System etwas entgegenzusetzen, der, anstatt sich selbst zu retten, sein Leben für das eines anderen (Familienvaters) einsetzte, sich für einen anderen ermorden ließ. Dieser Andere überlebte und konnte Zeugnis geben.

Die Ausstellung entlässt den Besucher nicht mit Vorwürfen, sondern eher mit dem Appell, aus dem Grauen zu lernen und selbst an einer besseren Welt mitzuarbeiten. Der Künstler selbst deutet in seinen letzten Werken darauf hin, dass er „seinen Frieden“ mit all dem gemacht hat, so unfassbar das auch klingen mag. Der Betrachter wird über die Schwelle des Grauens hinweg in eine Welt entlassen, die er zukünftig zu gestalten hat.

Einen überraschend anderen Akzent setzte dann am Nachmittag des gleichen Tages ein 90-jähriger Zeitzeuge, der eineinhalb Jahre in Auschwitz verbracht hatte. Ein polnischer Widerstandskämpfer, der beinahe neutral und für alle Zuhörer überraschend emotionslos das Lagerleben schilderte; offensichtlich aus der Perspektive eines eher weniger stark „Getroffenen“.
Auch aus seinen Schilderungen war jedoch herauszuhören, dass es Menschen gab, denen im Lager deutlich heftiger mitgespielt wurde. Irgendwie „objektiv“ gab er Eindrücke in die zeitliche und strukturelle Lagerorganisation. Der Kontrast zur Veranstaltung am Vormittag hätte kaum größer sein können.

Durch Workshoparbeit vertieften sich dann die Schüler weiter in besondere Themenschwerpunkte anhand ausgelegter Materialien. So wurden Themen wie „Frauen im Lager“, „Leben mit dem Grauen – Wohnen im Schatten des Konzentrationslagers“, „Lageralltag“, „Medizinische Experimente“ oder auch „Transporte im Viehwaggon“ bearbeitet und dann die Ergebnisse den Mitschülern vorgetragen.

Die ganze Wucht dieser Thematik traf die Gruppe dann beim Besuch des Stammlagers Auschwitz I und Birkenau (Auschwitz II). Auf dem Boden der KZ’s zu stehen, die kasernenartigen Häuser zu begehen, in denen viele Tausend Menschen gelitten hatten und auf grausamste Art gestorben waren, wurde spätestens dann greifbar, ja nahezu körperlich erlebbar, als man im Stammlager in einen abgedunkelten, riesigen Raum geführt wurde, in dem meterhoch Menschenhaar aufgetürmt worden war, dass man den Frauen unmittelbar vor dem Gang in die Gaskammer abgeschnitten hatte. Das letzte Lebenszeichen tausender, geschundener Menschen.

Besuch von Auschwitz 2016Ein zweiter Teil der Ausstellung im Lager war dann darauf hin angelegt, die Menschen zu zeigen, die hier ums Leben gekommen sind, nur weil sie einer bestimmten Religion angehörten, die Juden. Männer, Frauen und Kinder. Weit über eine Million allein hier in Auschwitz. In einem eigenen Block wurde ihrer besonders gedacht. Über Filminstallationen wurde bewusst vor Augen geführt, dass es sich um Menschen gehandelt hatte, die ein privates und öffentliches Leben geführt hatten, wie jeder von uns, aus dem sie unvermittelt aufgrund einer menschenverachtenden Doktrin herausgerissen worden waren. Zahlen machen immer wieder das Ausmaß des Grauens bewusst, Bilder belegen das unfassbar grausame Geschehen, das selbst vor Kindern nicht Halt gemacht hat. Die bildhaften Zeugnisse aus Kinderhand brauchen nach all dem vorher Gesehenen und Gehörten keine weiteren Kommentare mehr. In Kopie der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem werden dem Besucher Listen all der jüdischen Menschen vorgestellt, die während der Nazi-Diktatur ums Leben gekommen sind. 6 Millionen insgesamt. Die unfassbare Menge wird deutlich.

Die Schüler fanden hier Namen von Menschen aus ihren eigenen Städten und Dörfern.

Immer wieder brauchte man Pausen, um das Gesehene zu verdauen. Keiner sprach mehr. Behutsam führte unsere Begleiterin Schritt für Schritt durch die Ausstellung, gab immer wieder Zeit, stellte Fragen, regte zum Nachdenken und zum gegenseitigen Austausch an.

Schließlich ging die Gruppe den Weg, den die Menschen hatten gehen müssen, die hier in den Tod gegangen waren, sei es im Gefängnis und seinem Vorhof oder in der Gaskammer am Rand des Stammlagers.

Von den Schülern gefragt, wie sie denn das alles täglich ertragen könne, antwortete die Führerin, eine Frau um die Siebzig, dass sie das als  i h r e  Aufgabe betrachte, davon zu erzählen, Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, daraus zu lernen, auch wenn das immer wieder bedrückend und schwer sei.

Ein Zitat in der Ausstellung hatte sinngemäß formuliert, dass man Gefahr laufe, die Geschichte zu wiederholen, wenn man sie nicht kenne und aus ihr lerne.
Auschwitz II, Birkenau, war dann am letzten Tag Ziel der Schülergruppe.

Keine neuen Informationen, wie unsere Führerin betonte, aber ein Gespür für die Dimensionen und eine Ahnung von der perfiden Struktur dieses größten Vernichtungslagers. Geradezu körperlich wurden einem bei der nicht enden wollenden Begehung der Lagerfläche die unvorstellbaren Ausmaße des grauenhaften Geschehens bewusst. Fassungslos stand die Gruppe immer wieder neu vor Trümmern der vielen großen Gaskammern und Krematorien, in denen täglich mehrere Tausend Menschen umgebracht worden waren.

Besuch von Auschwitz 2016Am Ende der nahezu vierstündigen Führung senkte sich fast so etwas wie Erleichterung über die Gruppe und man war dankbar, das Gelände endlich verlassen zu können, auf dem so schreckliche Dinge geschehen waren.

Unsere Führerin entließ uns mit den besten Wünschen für unsere Zukunft, die wir selbst aufgrund des Gesehenen und Erlebten bewusst gestalten sollten. Nicht vergessen und lernen!

Zurück in der Unterkunft wurde dann in einem abschließenden Gesprächskreis noch einmal Gelegenheit gegeben, das Erlebte zu reflektieren. Es wurde jedoch klar, dass viele noch nicht in der Lage waren, darüber zu reden. Es würde noch Tage und Wochen, ja Monate und Jahre nachwirken, was man in dieser kurzen Zeit alles gesehen und erlebt hatte.

Einhellig aber war die Aussage aller, dass man dankbar sei, das alles erlebt haben zu dürfen.

In einer Schlussmeditation war jeder der Teilnehmer und Teilnehmerinnen eingeladen, einen Stein an sich zu nehmen, der sinnbildlich für das stehen möge, was man von hier aus mitnehme. Mit dem Schalom chaverim, dem jüdischen Friedenswunsch auf den Lippen trat man dann die Heimreise an. Allen war bewusst, dass sie ein Stück weit verändert zurückkehren würden.

Ein besonderer Dank gilt all den Institutionen, die die Durchführung dieser Studienfahrt finanziell unterstützt haben, allen voran die Fördervereine der beiden beteiligten Schulen und die Bethe-Stiftung, die in Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz für die Förderung der Gedenkstättenfahrten nach Oswiecim (Auschwitz) zuständig ist.

Weitere Fördergelder kamen vom Nassauischen Zentralstudienfonds und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

 

 

Tage der Orientierung 2015 – was ist das eigentlich?

TdO2015-1(Maren Rogawski / Anna Göth, Klasse 10b, 23.07.2015) Ein Großteil der Schüler aus den 10. Klassen kann das nun beantworten. Vom 13.Juli bis zum 17.Juli 2015 waren wir gemeinsam mit Frau Melchiori, Herrn Fritzen und Herrn Schamuhn unterwegs. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Per Bahn, zu Fuß, im Kanu haben wir eine Strecke von ca. 150 km von Montabaur über Fürfurt, Runkel, Limburg, Diez, Laurenburg, Obernhof, Dausenau, Bad Ems, Niederelbert zurück nach Montabaur zurückgelegt.

  Vor dem Beginn der Tage der Orientierung hatten wir eine begrenzte Menge an Wechselklamotten sowie Schlafsäcke und Isomatten verladen, damit wir uns vom ICE-Bahnhof in Montabaur mit nicht mehr als einem Rucksack, der mit Proviant für den Nachmittag gefüllt war, auf die Reise ins Ungewisse machen konnten. Denn wir wussten weder, wo wir am Abend unsere Zelte aufschlagen, noch wussten wir, welche Aufgaben auf uns zukommen werden. Nachdem wir dann in Fürfurt angekommen waren, paddelten wir, ausgestattet mit Kanus, lahnabwärts bis nach Runkel. Diese Strecke von etwa 10 km bewältigten wir allerdings schneller als geplant, sodass wir auch nach dem Aufbauen der Zelte noch eine Menge Zeit bis zum Abendessen überbrücken mussten. Und ohne elektronische Medien mag das für den einen oder anderen schwer erscheinen, doch wir können jetzt bezeugen, dass Karten- und Ballspiele auch heutzutage noch viel Spaß machen und ein guter Zeitvertreib sind.

TdO2015-2Am zweiten Tag bauten wir, nachdem wir gefrühstückt hatten, die Zelte ab und verluden das sperrige Gepäck. Im Anschluss daran wurde uns auch schon die erste thematische Aufgabe gestellt. Nach und nach wurden wir in Zweier-Gruppen mit einem Knopf und einer Murmel losgeschickt, um diese in etwas anderes umzutauschen. Wir sollten aufbrechen und uns eigenständig und ohne Orientierungsgeräte auf den Weg nach Limburg machen und dabei mit fremden Menschen in Kontakt treten.

Dafür hatten wir viel Zeit, denn erst um 16:00 Uhr vereinbarten wir einen ersten Treffpunkt am Limburger Dom, um nach einer Besichtigung zum Campingplatz Oranienstein in Diez zu wandern. Am Abend tauschten wir uns dann in einer gemeinsamen Runde über das Erlebte aus und stellten jeweils die Ergebnisse des Tauschspiels vor. Während es einigen keine Schwierigkeiten bereitete nach Limburg zu finden, nutzten andere einen etwas umständlichen Weg, der so manche Hindernisse bereit hielt. Doch letzten Endes erreichten alle wohlauf und mit Gegenständen – von einer Fahrradkette bis hin zu einer Tonfigur – den Limburger Dom.

Am Mittwochmorgen machten wir uns sehr früh auf den Weg zum Diezer Kletterwald. Dort konnten wir 3 Stunden lang unsere Grenzen austesten. An welchen Stellen verlässt uns der Mut, oder wie kommen wir noch höher und weiter mit Hilfe anderer? Danach mussten wir, um unseren nächsten Schlafort, den Campingplatz beim Schloss Langenau zu erreichen, erneut mit Kanus fahren.

TdO2015-3Am Donnerstag stand insbesondere das Wandern im Vordergrund mit dem Ziel, sich mit der jeweiligen Person, die uns durch ein Losverfahren zugeteilt wurde, zu beschäftigen. Der Weg führte uns über das Kloster Arnstein, wo Herr Schamuhn eine kurze Andacht hielt, über Nassau bis nach Dausenau. Über den Tag verteilt wurden uns diverse thematische Aufgaben gestellt, durch die wir unsere Klassenkameraden auf andere Weise neu kennenlernen sollten.Für uns selbst sollten wir auf einer halbstündigen Wegstrecke, die wir alleine gehen mussten, darüber nachdenken, worauf wir in unserem Leben vertrauen, was wir uns erhoffen für unser zukünftiges Leben und was oder wer unser Vertrauen und unsere Hoffnung tragfähig macht.

An allen Abenden unserer Reise saßen wir zusammen, sprachen über das Erlebte und die „Orientierung“, die wir daraus gewinnen können, reflektierten den Tag und überlegten uns, was jeder für sich aus der gemeinsamen Zeit mitnimmt.

Uns wurde in diesen fünf Tagen die Chance geboten, sowohl über uns selbst, unsere aktuelle Lebenssituation, als auch über unsere Lebensziele nachzudenken. Indem wir uns über verschiedene Meinungen und Ansichten austauschten und gemeinsam sportliche und kreative Angebote sowie thematische Aufgaben lösten, lernten wir auch unsere Klassenkameraden ganz neu kennen. Und so schön das Campen in der Natur auch war, greifen wir gerne auf unseren gewohnten Luxus zurück, den wir jetzt wirklich zu schätzen wissen. Die Tage der Orientierung brachten jedem Einzelnen von uns ganz verschiedene, jedoch tolle und brauchbare Antworten, die uns auch sicherlich in Zukunft noch begleiten werden.

Maren und Anna

Tage der Orientierung 2014 – Auschwitz

(SMU, 11/2014) Was bieten wir bei den Tagen der Orientierung den Schülern als Thema an? Das ist die alljährliche Frage.

2014 sollte der Termin verschoben werden auf die vorletzte Schulwoche, damit fiel die Möglichkeit weg, dass die katholische Regionalstelle für Jugendarbeit Organisation und Programmgestaltung übernehmen konnte. Ich besann mich auf vergangene Jahre an anderen Schulen und stellte den Fachschaftskollegen meine Idee vor: Eine Studienfahrt unter dem Motto: Erinnern aus Verantwortung für die Zukunft – Auschwitz.

Die Idee wurde gerne aufgenommen, das Organisatorische – Buchung von Unterkünften, Beantragung von Zuschüssen? – ließ sich auch kurzfristig noch realisieren und so haben wir die Idee umgesetzt.

Neben den Zuschüssen, die über das Deutsch-Polnische Jugendwerk und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau gewährt wurden, mussten wir auch noch weitere Geldquellen auftun. So kamen wir auf eine ganz besondere Idee – Straßenmusik in der Koblenzer Fußgängerzone. Dreimal waren wir dort mit unterschiedlichen Kleingruppen. Motiviert durch die Zusage des VEFF, die eingespielten Erträge zu verdoppeln, gingen wir das Projekt an und „erwirtschafteten“ uns auf diese Weise 2000Euro. Herzlichen Dank an alle Musiker, die mitgemacht haben und auch an den VEFF, der unser Projekt damit gut voran gebracht hat!

40 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen machten sich nach einem Studientag am 14. Juli abends auf den Weg nach Oswieciem – so heißt Auschwitz heute.

Am Studientag haben wir versucht, in Kleingruppen uns den verschiedenen Lebensgeschichten zu nähern. Die Teilnehmer lernten Täter kennen und Opfer, Lagerärzte, Wachpersonal, politisch Verfolgte wie jüdische Häftlinge, unter ihnen auch Musiker wie Alma Rosé [die Nichte Gustav Mahlers, gestorben 1944] oder Esther Bejarano und Anita Lasker-Wallfisch.

Die Lebensgeschichten haben wir in alte Koffer gepackt und mitgenommen.

Die Tage in Auschwitz haben uns alle beeindruckt, die Schülerinnen und Schüler haben sich ganz anders verhalten als auf üblichen Klassenfahrten. Sie haben so ungewöhnliche Erfahrungen gemacht, dass sie während der Tage in Polen sehr viel Ruhe für Gespräche und gemeinsames Nachdenken brauchten. Das hat sich noch bis ins neue Schuljahr hinein fortgesetzt. Immer wieder wurden die Erfahrungen dieser intensiven Begegnung mit der Vergangenheit zur Sprache gebracht.

Die tief empfundene Trauer drückte sich in einer hohen Emotionalität und Verletzlichkeit, in Tränen und in Wut aus. In beeindruckender Weise haben sich die Schülerinnen und Schüler in Texten und Bildern mit ihren Erlebnissen auseinandergesetzt, aber auch musikalisch.

Während unserer Zeit im Begegnungszentrum in Oswieciem hatte eine kleine Gruppe von Schülern sogar noch die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocaust einem italienischen Filmteam vorzustellen, die dabei waren, einen Film für Jugendliche über Auschwitz zu drehen.

Für uns Begleiter eine absolut gelungene Woche der Orientierung, interessant, nachhaltig, ergiebig!

Hier noch eigene Eindrücke von den Teilnehmern:

Als wir die Aufgabe bekamen, zusammenzutragen, welche Eindrücke wir mitnehmen und für spätere Zeiten in Erinnerung halten wollen, da war die erste Reaktion der meisten überhaupt nicht emotional. Einer sagte ehrlich, er hätte damit gerechnet, dass ihn die Sache mehr betroffen machen würde, doch die Führung durch die Lager sei so sachlich gewesen, nicht immer greifbar, ungegenwärtig: Reisebusse, die Touristenströme ausspuckten, riesige Parkplätze, alles geordnet. Am Eingang bekommst du ein Headset für die Führung: „Bitte gehen sie auf der linken Seite, damit es keinen Stau gibt.“ – Das Bewusstsein, wir sind auch bloß Touristen.

Dann ist uns aber aufgefallen, dass sich auf einmal Ernsthaftigkeit über die Klasse gelegt hat. Anstatt der üblichen Sticheleien, Witze oder Albernheiten gingen viele allein für sich oder suchten still die Nähe anderer, ganz ungewohnte Emotionen, fremde Gesichtsausdrücke bei Mitschülern, die man schon Jahre kennt.

Aber natürlich sind wir eine Schülergruppe, so emotional wir in dem einen Augenblick sind, so schnell haben wir aber auch wieder andere Dinge im Kopf.

Unsere Lehrer holten uns abends auf den Boden der Tatsachen zurück, regten zu Gesprächen an und trugen mit uns interessante Standpunkte zusammen.

Um ehrlich zu bleiben: Über kurz oder lang kehren wir zu unseren Alltagsgewohnheiten zurück, aber es bleibt eine bildhafte Vorstellung, die wir hier bekommen haben, die uns anders mit der Geschichte umgehen lässt als wenn wir sie nur aus Büchern kennenlernen.

Und das war auch in Krakau so; iIm jüdischen Viertel Kasimierz, wo uns die jüdische Kultur näher gebracht wurde und wir einen Ausschnitt aus dem Reichtum dieser Kultur entdecken konnten.

Es waren auf jeden Fall Tage mit sehr, sehr vielen Eindrücken, erst einmal unsortiert, von denen wir hoffen, dass uns davon viele im Gedächtnis bleiben und dass wir sie Stück für Stück verarbeiten werden.

(Ergebnis einer Gruppenarbeit kurz vor der Abreise aus Oswieciem)

Tage der Orientierung 2013

TdO2013-2(Nadine Baumann, Chiara Weis, 10a, 05/2013) 5 Tage voller Fragen, Erlebnisse und neuer Eindrücke. Doch was genau bedeuteten diese für uns?
Am 15. April 2013 ging es für einen Teil von uns 10ern des LMG  Montabaur unter der Leitung von Frau Stanke und Herrn Schamuhn los. Der Start in eine außergewöhnliche Woche. Begonnen wurde mit einem gemeinsamen Frühstück. Danach konnte dank des wunderschönen Wetters überwiegend draußen viel über das eigene Leben, was einem wirklich wichtig ist, was man nie verlieren möchte, und wie es wohl wäre, wenn einem diese Menschen oder Dinge plötzlich genommen werden würden, nachgedacht und geredet werden. Wir beschäftigten uns mit Fragen wie: „Welche Erinnerungen trägt man mit sich? Ist es besser nur im Hier und Jetzt zu leben oder sollte man sich an die Vergangenheit erinnern und die Zukunft bedenken?“
 
TdO2013-1Am darauffolgenden Dienstag führten die Tage der Orientierung uns bis nach Wiesbaden, genauer gesagt ins Schloss Freudenberg, dem Haus der Sinne. Dort durften wir viele Stationen der Ausstellung unter Führung einer Mitarbeiterin selbst ausprobieren und hautnah erleben. Das Ziel dieser Veranstaltung war, die eigenen Sinne durch erstaunliche optische Täuschungen, durchdringende Schwingungen riesiger Gongs, durch Suchen des Auswegs im Dunkel-Labyrinth, durch einen Spaziergang auf dem Barfußpfad oder einen Besuch in der Dunkel-Bar zu entdecken und auszutesten. Eine interessante Erfahrung und ein gelungener Tag für uns alle.

TdO2013-3Mit gepackten Koffern ging es am Mittwochmorgen für uns am Treffpunkt Schule weiter. Die nächsten Tage sollten wir in der Jugendbegegnungsstätte Karlsheim in Kirchähr verbringen. Ein bei uns sehr beliebter Ort – vor allem wegen des guten Essens und der schönen Lage im Gelbachtal (trotz schlechten Handyempfangs 😉 ). Mit den zwei Gruppenleitern der KFJ (Katholische Fachstelle für Jugendarbeit) Frank und Regine starteten wir ein Programm mit vielen Gesprächen, lustigen Gruppenspielen und einer Menge Spaß rund um das Thema „Selbst- und Fremdwahrnehmung“, welches wir uns zuvor selbst aussuchen konnten. Wieder war das Wetter auf unserer Seite und wir genossen drei Tage voller Sonne, die wir großteils unter freiem Himmel verbrachten. Ein wichtiger Teil der TdOs (Tage der Orientierung) bedeutete für einige von uns, die anderen Teilnehmer, die man teilweise vorher nur flüchtig kannte, auf eine komplett andere Art und besser kennen zu lernen. Begonnen wurde der Tag mit einem Morgenimpuls in der kleinen Kapelle von Kirchähr, bei dem es sich an beiden Morgen um tiefgründige Songs handelte, mit denen wir uns beschäftigten. Dann folgten mehrere Einheiten, in denen z.B. kleine Gruppen gebildet wurden. In diesen wurde über komplizierte Themen, die man zuvor auf einer Karte gezogen hatte, und über die man sich eventuell noch nie so gezielt Gedanken gemacht hat, diskutiert. Außerdem war es eine unserer Aufgaben, einen Fragebogen, der sich sehr intensiv mit uns selbst beschäftigte, auszufüllen, was auf Anhieb gar nicht so leicht war. Uns selbst in Form einer selbst gemachten Gipsmaske und einer dazu gestalteten Leinwand  darzustellen, eine Menge Freizeit und offen gestaltete Abende waren weitere Gründe für die gute Stimmung an den TdOs.
Abschließend bildete unsere Gruppe am Freitagmorgen einen Kreis und jeder hatte die Möglichkeit zwei Personen zu seinem ehrlichen Eindruck über einen selbst zu befragen. Über den Aufenthalt hinweg hatte außerdem jeder jedem Teilnehmer einen kleinen Brief mit seinen persönlichen Gedanken über ihn geschrieben und damit die jeweiligen  zuvor beschrifteten Flaschen gefüllt. Deren Inhalt überraschte einige von uns und so gut wie jedem wurde ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Hiermit  endeten ein paar sehr lustige und aufschlussreiche Tage, die uns alle ein wenig mehr verbanden und dem einen oder anderen vielleicht auch etwas Orientierung gaben. Sicher ist, dass viel gelacht wurde und es für jeden eine wirklich schöne Woche war.