Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Volkstrauertag AG

(BEU, 31.05.2016) Eine im Thema und in ihrer Langlebigkeit eher ungewöhnliche Arbeitsgemeinschaft unserer Schule beschäftigt sich seit Jahren mit der Gestaltung des Volkstrauertages auf der Kriegsgräberstätte in Montabaur. Dabei fügt sie sich zwar durchaus in das generelle Ziel des Geschichteunterrichts ein, die Schüler/innen neben der unterrichtlichen Vermittlung historischer Kenntnisse und Kompetenzen für das Erkennen von Bezügen zwischen Vergangenheit und Gegenwart auch in ihrer eigenen Lebensumwelt zu sensibilisieren, nutzt aber zusätzlich die großen musikalischen Möglichkeiten der an dieser Gedenkarbeit interessierten Schüler/innen.

Seit einer Wettbewerbsarbeit über die Toten des Soldatenfriedhofs Montabaur im Jahr 2002 beteiligen sich so immer neue Generationen von Schüler/innen des Landesmusikgymnasiums mit einer Kombination von historischem Gedenken und musikalischen Beiträgen an der Gestaltung der Gedenkfeier. Es ist zwar immer nur eine kleine Gruppe, die sich im August/September als temporäre „Arbeitsgemeinschaft Volkstrauertag“ zusammenfindet und sich an die Arbeit gegen das kollektive Vergessen macht. Aber anders als für viele Gleichaltrige ist für sie der Zweite Weltkrieg ein Thema, von dem sie sich betroffen fühlen, sei es aus historischem Interesse, sei es, weil aktuelle Kriege ein ständiges Thema der Medien sind, und Deutschland über die Auslandseinsätze der Bundeswehr aktiv an mehreren dieser Kriege beteiligt ist.

Am Anfang der Arbeit steht jedes Jahr die (didaktische) Frage, welches Thema wir als Grundidee bearbeiten wollen und danach die (methodischen) Überlegungen, wie wir unsere Gedanken dazu inszenieren. Zum Beispiel standen 2005 im Zentrum unserer Vorbereitungen die über 60 namentlich „Unbekannten Deutschen Soldaten“ dieser Kriegsgräberstätte. An der Gedenkfeier rückten wir ihre Gräber mit einem Suchscheinwerfer, der langsam über die Gräberreihen zog, ins Licht, und Isabel sang a capella Eric Bogles „No Man’s Land“.

Weit in der Champagne im Mittsommergrün
dort, wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh’n,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind, der sanft über das Gräberfeld streicht. …

And did you leave a wife or a sweetheart behind,
In some faithful heart is your memory enshrined?
And, though you died back in 1916,
To that loyal heart are you forever nineteen?

Or are you a stranger, without even a name,
Forever enshrined behind some glass pane,
In an old photograph, torn and tattered and stained,
And fading to yellow in a brown leather frame?

So stellten wir unseren Beitrag seither jedes Jahr unter ein anderes Thema, erinnerten immer wieder an den Einzelnen unter den 1000 Toten, lasen aus Feldpostbriefen vor, machten uns Gedanken zu den jüngsten und den ältesten Toten und zu noch nach Kriegsende gestorbenen Soldaten, betonten die Unterschiedlichkeit der so homogen wirkenden Kriegsopfer, stellten die schwierige Frage nach Tätern und Opfern, verglichen die Grabsteine mit den an die unmenschliche Verfolgung von jüdischen Mitbürgern erinnernden „Stolpersteinen“, verdeutlichten 2014 die fatale Kontinuität des „Heldentods“ in den Todesanzeigen: 1914/18 „für Kaiser und Vaterland“ durch „Sturmangriff in Feindesland“, 1939/45 „für Großdeutschlands Zukunft“ bei „Kämpfen vor Leningrad“.

Und dieses Jahr, am Volkstrauertag im November 2016? Wie fast immer wird ein Teil der letztjährigen Gruppe den Kern einer neuen Arbeitsgemeinschaft bilden und sich die (didaktische) Frage stellen, welches Thema wir als Grundidee bearbeiten wollen und danach die (methodischen) Überlegungen anstellen, wie wir unsere Gedanken dazu inszenieren (siehe oben).
Oder könnte man die Reihenfolge ‘mal umdrehen?! Vorschlag von Manuel, der schon angekündigt hat, wieder dabei zu sein: „Wie wäre es, wenn wir jüngere Schüler/innen mit einbeziehen, 5./6. Klasse?“ Aber mit welchem Thema? Und mit welchen Aufgaben? … …?