Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Schüler graben an historischer Mädchenschule

Westerwälder Zeitung vom 18.05.2017

Projekt am einstigen Turm gestartet

(Verena Hallermann)  Die Historica gGmbH und ein Kurs des Landesmusikgymnasiums Montabaur haben zusammen mit der Stadt Montabaur eine Grabung am ehemaligen Mädchenschulturm in der Montabaurer Kirchstraße durchgeführt. Dort, wo heute nur noch eine alte Scheune steht, haben die Schüler im Fundament gegraben und kleine Schätze gefunden. Ziel der Grabung war es, herauszufinden, welche Funktion der Mädchenschulturm im 18. Jahrhundert hatte. Wurde er als Schulturm oder gar als Wohnturm genutzt? Oder war er ein Sicherheitsturm im Verbund der Stadtmauer? Die Gruppe rund um Bernd Schrupp, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv, hat bereits einiges herausgefunden.

Aus der alten Scheune in der Kirchstraße in Montabaur dröhnen stumpf die Geräusche einer Spitzhacke, die sich ihren Weg zwischen Steinen und Erde sucht. Claus-Peter Beuttenmüller steht in einem knietiefen Loch und fährt sich zwischendurch mit dem Handrücken über die Stirn. Einen Steinbrocken nach dem anderen hat der Geschichtslehrer vom Landesmusikgymnasium Montabaur bereits aus dem Loch gehievt. Zusammen mit seinen Schülern der 11. Klasse des Geschichte-Leistungskurses, der Historica gGmbH und der Stadt Montabaur hat er ein ganz besonderes Projekt auf die Beine gestellt: Durch die Grabung wollen sie die Geschichte der alten Scheune ans Licht bringen. Denn: Die Scheune steht im Hinterhof der ehemaligen Mädchenschule. Einst stand genau an dieser Stelle ein großer Turm. (…)

Aus der Scheune dringen weiterhin die dumpfen Schläge der Spitzhacke. Die Schülerinnen Joelle und Antonia sitzen draußen und waschen die Fundstücke, die sie in dem Loch gefunden haben. Im Hintergrund singt Billie Holiday, eine Jazzsängerin des 20. Jahrhunderts. „Das motiviert voll“, freut sich Joelle, während sie ein knochenähnliches Gebilde inspiziert. „Es ist richtig cool, was man hier für Sachen findet.“ Antonia fischt derweil ein Stück Eisen aus den Fundstücken hervor. Ein paar Einkerbungen sind dort zu erkennen. Was das wohl mal war, fragt sich die junge Nachwuchshistorikerin, während sie vorsichtig die Erde entfernt. (…)

Die Schulkameraden Peter und Pauline tragen einen Eimer Schutt nach dem anderen von der archäologischen Grabungsstelle nach draußen. Über ein großes Sieb untersuchen sie das Erd- und Sandgemisch auf etwaige Schätze. Dieses Mal haben sie kein Glück. „Nein, nichts dabei“, ruft Pauline ihren Kameraden zu. Vielleicht beim nächsten Mal. Joelle und Antonia haben mittlerweile eine Scherbe ins Visier genommen. Ein Henkel ist an dem blau und grau glasierten Fundstück zu erkennen. Vielleicht ein altes Milchkännchen? Wer das wohl zuletzt benutzt hat? Peter trägt gleich den nächsten Eimer Schutt nach draußen – nur eine kurze Pause in der Schubkarre hat er sich gegönnt. 

Doch was hat es nun mit dem ehemaligen Mädchenschulturm auf sich? Ganz genau lässt sich das auch nicht durch die Grabung sagen. Fest steht, dass eine Karte aus dem Jahr 1789 darauf schließen lässt, dass der Mädchenschulturm nicht zur Befestigung der Stadtmauer gehörte, erläutert Schrupp. (…)

Auf dem Hinterhof der ehemaligen Mädchenschule ist es ruhiger geworden. Geschichtslehrer Claus-Peter Beuttenmüller hat die Spitzhacke beiseitegelegt. „Wir brechen mal so langsam das Buddeln ab“, sagt der Lehrer sichtlich erschöpft zu seinen Schützlingen, die sich zusammen mit Bernd Schrupp um die Fundstücke versammelt haben. Einige gebrannte Tonscherben, Eisenteile und Bruchstücke ehemaliger Gefäße liegen vor ihnen verteilt. Auf einem Stück Ton ist sogar ein Fingerabdruck zu erkennen, den ein Töpfer wohl vor vielen Jahren im feuchten Ton hinterlassen hat. „Vielleicht kann man da noch was zusammensetzen“, hofft Joelle mit Blick auf die vielen Kleinteile. Die Auswertung ihrer Funde wird jedenfalls noch dauern.