Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

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Neue Musik, die unter die Haut ging

Deutsch-französisches Musik-Tanz-Projekt fesselte Montabaurer Publikum

(MEL, 21.11.2019) Eigentlich war der Konzerttermin am Volkstrauertag mehr oder weniger zufällig gewählt, aber es schien im Nachhinein, als wären sowohl die Konstellation als auch die Programmauswahl genau auf diesen Tag zugeschnitten: Zehn hochtalentierte französische Tänzerinnen vom Kulturzentrum ‚Le Cèdre‘ in Dijon waren am vergangenen Wochenende zusammen mit ihrem Lehrer und Choreographen Dominique Larcher zu Gast am Landesmusikgymnasium in Montabaur. Die seit Langem bestehende Partnerschaft zwischen dem Haus Rheinland-Pfalz in Dijon und der Big Band des Landesmusikgymnasiums sowie den Landesjugendensembles RLP kreiert immer wieder Raum für fantasievolle innovative Projekte – selbst in einer nur mäßig ausgestatteten Turnhalle des LMG. So begegneten sich die ehemaligen „Erzfeinde“ als langjährige Freunde und verzauberten das Publikum mit einer kongenialen Synthese aus ausdrucksstarken Choreographien und zeitgenössischer Musik, dargeboten vom JugendEnsembleNeueMusik RLP / Saar (JENM) unter der Leitung von Walter Reiter, langjähriger Instrumentallehrer für Schlagwerk am LMG.

Zur Aufführung kamen überwiegend Werke von zeitgenössischen amerikanisch-jüdischen Komponisten (David Lang und Michael Gordon), die sich auch kompositorisch immer wieder mit ihrer Religion auseinandersetzen. Klingende (kabbalistische) Zahlensymbolik findet sich dort ebenso wie Textbezüge zum Hohelied Salomons, aber auch Elemente von (verfremdetem) jüdischem Klagegesang. Der inhaltliche Bezug zum Volkstrauertag ergab sich durch zwei Werke, die explizit als bewegendes Gedenken an die Opfer von Terror, Kriegen und Gewalt komponiert wurden: Michael Gordons Stück ‚Light is calling’ für Violoncello und Tonband entstand unmittelbar unter dem Eindruck des Einsturzes der Twin Towers und drückte zusammen mit der expressiven Choreographie einer Solotänzerin durch individuelles Leid gleichsam das Leid der ganzen Welt aus. Auch das Eröffnungswerk des Abends ‚Da Pacem Domine’ von Arvo Pärt entstand als Gedenken an die Opfer der Madrider Zuganschläge – insofern ein mehr als passender Bezug zum Volkstrauertag und ein entschiedenes Plädoyer für Frieden und Toleranz.

Die Brücke zwischen Neuer Musik und Jazz bildete schließlich ein extra für diesen Anlass komponiertes Stück von Andreas Steffens, dem Leiter der Yellow Tone Big Band des LMG, das die Instrumentalist*innen des JENM mit viel Elektronik und reichlich Raum für Improvisation gekonnt zum Klingen brachten. Solcherart Klänge hatte man in Montabaur ganz sicher noch nicht live gehört!

Abgerundet wurde das Konzert schließlich mit fünf knackigen Stücken des Yellow Tone Orchestra, die das ganze Spektrum der Big Band-Literatur abdeckten, von Count Basie über Duke Ellington bis hin zu modernsten farbigen Arrangements im 11/8-Takt. Ein Konzertabend, der keine Wünsche offen ließ! Das Publikum dankte den Akteuren mit lang anhaltendem, warmem Applaus.

 

Impressionen: