Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Stolpersteine_02

Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. – Gedenkarbeit der Klasse 10b zum Thema „Stolpersteine“

Stolpersteine_01(Lea Wagenbach und Greta Bruchhäuser, beide 10b, 11.11.2019) „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Diesem Motto folgend wurden bundesweit bereits in 1265 Kommunen Stolpersteine verlegt. Am 24. Oktober 2019 unternahmen wir, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b, zusammen mit unserem Geschichtslehrer Jan Silberbauer eine Exkursion in die Montabaurer Innenstadt. Wir besuchten vier Standorte von Stolpersteinen und gedachten den darauf verewigten Opfern des Nationalsozialismus.

Im Unterricht hatten wir uns vorher intensiv mit den grauenvollen Taten der Nationalsozialisten beschäftigt. Durch die Beschäftigung mit konkreten Einzelfällen bekamen die Opferstatistiken ein persönliches Gesicht. Zuerst reinigten wir die Steine gründlich. Danach informierten die im Vorhinein gebildeten Gruppen ihre Klassenkameraden über das Leben und die Ermordung der Opfer, und erwiesen ihnen unseren aufrichtigen Respekt. Wir zündeten Kerzen an, legten weiße Rosen am Rand der Steine nieder, sangen Lieder und hielten eine Schweigeminute ab.

Gemeinsam gingen wir an die Stolpersteine von Rescha und Heinrich Heimann, eine jüdische Familie, die ein Geschäft für Weißwäsche in Montabaur betrieb. Dieses wurde nach der Reichspogromnacht von den Nazis beschlagnahmt und alle Mitglieder der Familie wohnten nun in den Judenhäusern im Rebstock 24 und 38. Nach zwei Jahren Zwangsarbeit wurden sie in ein Konzentrationslager deportiert und starben dort am 8. Mai 1945.

Danach besuchte unsere Klasse gemeinsam die Stolpersteine der Familie Kahn, ebenfalls eine jüdische Familie. Aus diesem Grund wurden sie in der Reichspogromnacht zunächst aus ihren eigenen Häusern vertrieben, um später wieder dort zur Miete zu wohnen und Miete im eigenen Haus zu zahlen, da dieses fortan vom nationalistisch geprägten Staat zu einem Judenhaus umbenannt und enteignet worden war. In der Reichspogromnacht wurde Erich Kahn ins KZ Dachau deportiert und verstarb dort im Januar 1939. Auch Leopold und Hilda Kahn wurden am 29. September 1942 in das Lager Treblinka abtransportiert. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt.

Ebenso fiel der Familienvater Alois Skatulla dem Nationalsozialismus zum Opfer. Er war bekannter Gegner des Nationalsozialismus und wurde von Dritten verraten und infolgedessen in Montabaur inhaftiert. Obwohl er nie die Hoffnung verlor, wieder freizukommen, wurde er kurz vor Ende des Krieges in der Kiesgrube in Montabaur erschossen.

Zum Ende der Exkursion gedachten wir Ottmar Vey. Er war Mitglied im Haus der Barmherzigen Brüder und wurde dort Bruder Hyazinth genannt. Dieser Gemeinschaft wurde nachgesagt, Juden Beihilfe für deren Auswanderung geleistet zu haben. Daraufhin wurde er unter Verdacht der Devisenverschiebung im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert. Dort verstarb er am 15. September 1937.

Dank der Auseinandersetzung mit dem Thema „Stolpersteine“ ist uns aufgefallen, dass diesem Thema zu wenig Beachtung geschenkt wird und wir haben erkannt, wie wichtig es ist, in Zukunft ein offenes Auge für die kleinen, gravierten Andenken zu haben. Wir möchten auch andere Menschen mehr auf die Stolpersteine aufmerksam machen.