Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Der Milchautomat – das unbekannte Wesen

(MLD, 12/2012) Lange wurde in der SV darüber diskutiert, Pläne wurden geschmiedet und verworfen, Angebote wurden eingeholt und schließlich wurde auch gehandelt (Florian S. + Kirsten K. sei Dank):

Seit Ende April 2012 ist das Landesmusikgymnasium mehr oder weniger stolzer Besitzer oder Entleiher eines Milchautomaten, der mit fünf bunten Sorten (zuckerreduziert !!!) das Schülerleben scheinbar bis ins Endlose bereichert.
Die Zeiten eines leeren Foyers, in denen genervte Kollegen schulhofunwillige Schüler mittels Androhung einer abzuschreibenden Hausordnung in die Kälte der unbedachten Umwelt verfrachteten, waren endgültig vorbei, als oben genannte Hausordnung aufgrund des starken Andrangs am Automaten geändert wurde. Dafür stieg allerdings die Anzahl derjenigen Milchkonsumenten an, die eben jene Hausordnung abschreiben mussten, weil sie aufgrund des gerade beschriebenen Andrangs zu spät zum Unterricht erschienen (wir halten fest: der Westerwälder Schüler gibt seinen Platz in der Schlange auch beim Gong nur bei Bedrohung des eigenen Lebens auf).
Aber so ein technisches Wunderwerk gibt natürlich auch Rätsel auf; so wurde man z.B. als Milchautomatenbefüller der ersten Stunde schon mal gefragt, wie denn die Milch in den Automaten kommt. Auf die Gegenfrage, wie denn die Milch in die Kuh kommt, schaute der Erstfrager verblüfft und zog nachdenklich von dannen (ich muss die Biologie-Kollegen mal konsultieren, was aus dem Fragesteller geworden ist).

Als ein weiteres Rätsel zeigte sich der Ausgabemechanismus:
So konnte der geneigte Augenzeuge in den ersten Wochen mehrmals registrieren, wie zahlende Konsumenten versuchten, das fallende Milchpäckchen am harten Aufprall auf den Boden des Automaten zu bewahren, indem sie schützend die Hände gegen das Glas pressten und in die Knie gingen (eine interessante Situation, die auch beim mehrmaligen Erblicken nichts vom ursprünglichen Reiz verlor).

Eine weitere Klippe für den Milchtrinker ist die Auswahl des Faches, aus dem das köstliche Nass herunterfallen soll; es gibt auch nach Monaten immer noch Menschen, die die Fachnummer mit dem Preis verwechseln, so dass fröhlich immer die leere Spirale 40 angewählt wird, aber leider kein Produkt im Ausgabefach erscheint. Und unverdrossen geht das lustige Spiel in die nächsten Runden, bis schließlich 1,60 Euro im Münzschlitz verschwunden sind, der bankrotte Kunde ohne Erfrischung dasteht und sich trotzdem immer noch wundert (jaja, wir sind ein Gymnasium, man will es kaum glauben…).

Der Automat entwickelte sich auch mehr und mehr zum Ort eines philosophischen Stelldicheins, an dem z.B. über die beste Geschmacksrichtung debattiert wurde. Es folgt ein Mitschnitt aus dem Mai: „Kakao ist doch die beste Sorte!“ – „Quatsch, Himbeere ist viel besser!“ – „Äh, das rote ist doch Erdbeer!“ – „Oh, das schmeckt man gar nicht raus!“ (Ich lasse das jetzt unkommentiert!).
Der Milchautomat hat das soziale Gefüge unserer Schule schon in den ersten Monaten seiner Existenz entscheidend geprägt. Ich persönlich warte auf Übernachtungsgäste mit Penntüte und Kopfkissen, die am nächsten Morgen die ersten sein wollen, die die Lieblingssorte Kakao aus dem Stahlgehäuse beziehen.
Auch hat der Profi-Milchtrinker dazugelernt: Da dem Automaten ab und an das Kleingeld ausgeht, sieht man immer mehr Konsumenten mit abgezählten Münzen zum Milchauswerfer schlendern, die die verzweifelten Euro-Besitzer nur mitleidig anblicken. Planung ist schon was Feines…

Zum Abschluss:
Von Ende April bis Ende November sind insgesamt 13.100 Milchpäckchen unter die Schülerschaft gebracht worden. Dies sind bei 26 ganzen Wochen (Ferien herausgerechnet) knapp 500 Päckchen pro Woche. Der fleißige Beobachter hat auch registriert, dass die Schülerwanderung zum Kreisel erheblich zurückgegangen ist; dies ist ein weiterer positiver Effekt, wie ich finde.

Bedanken möchte ich mich beim „Milchmädchenteam“ der 11er und 12er, das nach ein paar Schwierigkeiten zu Beginn und trotz periodisch auftauchender Probleme den Laden gut im Griff hat und mir als Quasi-Verantwortlichem viel Arbeit abgenommen hat. Wenn ihr jetzt noch die gefährliche Rallye mit der Sackkarre auf dem Schulhof unterlasst, werde ich mich zu gegebener Zeit revanchieren.