Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Cantomano

cantomano

„Gesang der Hände“

Cantomanoeine Erfolgsgeschichte!

Das Gitarrenensemble und die Gitarrenklasse des Landesmusikgymnasiums Rheinland-Pfalz  in Montabaur

von A. K. Cegla

Das äußerst vielfältige Repertoire, des von Volker Höh im September 1997 gegründeten Ensembles, spannt sich von der Musik aus Renaissance, Barock und Klassik, über europäische- und südamerikanische Folklore, bis hin zu populären Musikstilen und der Musik unserer Zeit, auch speziell für cantomano komponiert, dem Ensemble gewidmet und von ihm uraufgeführt. Oktav- Quint- Terz- Prim-, Quintbass- und Kontrabassgitarren, Guitarrón und Folkgitarre, sowie Banjo, Ukulele, Timple, Charango, Cavaquinho und die eigens für cantomano entwickelte Folkoktavgitarre finden hierbei Verwendung. Darüber hinaus werden vielfältige Percussionsinstrumente, sowie Gesang und Soloinstrumente in das Ensemblespiel mit einbezogen.

cantomano ist erster Preisträger des 6., 7., und 8. Deutschen Orchesterwettbewerbes 2004, 2008, 2012 und zuletzt 2016, sowie Gewinner der Landes-Orchesterwettbewerbe Rheinland-Pfalz 1999, 2003, 2007, 2011 und 2015. Neben weiteren Erfolgen bei nationalen und internationalen Wettbewerben erspielte sich das Ensemble auch einen „Sonderpreis für die hervorragende Interpretation eines zeitgenössischen Werkes“  (DOW 2000) sowie den „Sonderpreis für die beste Interpretation des Pflichtstückes“ beim 1. Int. Gitarrenorchesterwettbewerb in Rheine 2003.

Neben Konzert- und Festivalauftritten u.a. in Berlin, München und Hamburg führten Konzertreisen das Ensemble auch im Auftrag des Goethe Institutes nach Russland, Italien, Griechenland, Uruguay, Argentinien und Bolivien.

 

CD’s:

  • Zypern-Variationen, Musik und Texte, Volker Höh und cantomano, Verlag Burger&Müller CKM 093
  • cantomano live, Aurea Vox 2011-2
  • SoloDuoTrioQuartett, Deutsche Gitarrenmusik von Heinrich Albert, Bruno Henze & Simon Schneider, Volker Höh und cantomano Quartett, Naxos 8.551291

 

Die im Schuljahr 1994/95 gegründete Gitarrenklasse am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz, ist seit ihrem ersten Auftreten bei Jugend musiziert im Jahr 1997 äußerst erfolgreich:

schon über 200 Preise bis hin zu 1. Preisträgern im Bundeswettbewerb wurden seither in den Wettbewerben Solo, Ensemble, Begleitung, Neue Musik und besondere Besetzungen erspielt. Am 22. November 1997 begann das Gitarrenensemble cantomano seine überregionale Konzerttätigkeit. Bei der ersten DOW-Teilnahme im Jahr 2000 erspielte sich das junge Ensemble schon einen zweiten Preis.

1999 wurde auf Einladung der Wolfgang-Hofmann-Stiftung am Landesmusikgymnasium der erste „Kammermusikwettbewerb rund um die Gitarre“ durchgeführt, zu dem auch eine eigene Komposition „Monogramme“ für vier Gitarren (Hommage für J.S. Bach, Trekel-Verlag) von Wolfgang Hofmann entstanden ist. Es war dies die erste Komposition, die speziell für cantomano geschrieben wurde. Und aus diesem Wettbewerb und der dafür entstandenen Komposition entwickelten sich wichtige Anregungen für die bis heute stattfindenden regelmäßige Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Musik. So komponierten und widmeten unter anderem David Graham „The Walls lean outwards“ (Verlag Gitarre aktuell, auf CD: cantomano live), Günter Schillings mit „Stationen“ (Edition Chanterelle) und zuletzt von Wilfried Maria Danner „vermischtes…verlorenes, verwehendes…“ für cantomano eigene Werke. Durch die Erfolge beim DOW erhielt das Ensemble eine Einladung vom Goethe-Institut nach Südamerika zu reisen.

Während Volker Höh selbst überall zusätzlich Solokonzerte, Workshops und Vorträge an den örtlichen Universitäten sowie Auftritte in Fernseh- und Radiosendungen bis hin zur einstündigen Livesendung in Buenos Aires für Radio Nacional in der Reihe „De Segovia a Yupanqui“ absolvierte, stand für die Musiker von cantomano neben eigenen Konzerten immer wieder der Austausch und das Zusammentreffen mit heimischen Musikern im Vordergrund. Überall wurden Musiker und Gitarristen vor Ort zu gemeinsamen Proben begeistert – man tauschte Repertoire und Spieltechniken – musizierte für und miteinander. Lernte voneinander! Und da überall die Liebe zur Musik und zur Gitarre im Mittelpunkt stand, gab es nirgends, trotz Sprachbarrieren, Verständigungsprobleme. Erwähnenswert: Ein Konzert vor 600 Besuchern in einem der schönsten Konzertsäle Südamerikas ist für ein Gitarrenensemble ein außergewöhnliches Erlebnis. Auch Live Auftritte in Radio und Fernsehen sind ja hierzulande die Ausnahme – für die jungen Musiker von cantomano gehörten sie zum Tourneealltag.

Daneben gab es natürlich überall Besichtigungen, Museums- und Stadtführungen. Besuche in kulturpolitischen und sozialen Einrichtungen und bei heimischen Instrumentenbauern waren das Rahmenprogramm.

Musikalisch wie menschlich sind und waren diese Reisen ein großer Erfolg und eine enorme Bereicherung für Alle. Die Gitarre ist in Lateinamerika zwar als Solo- und Begleitinstrument überall präsent, ein Ensemble mit 20 Gitarren war aber die Sensation! Immer und überall erklatschte sich das Publikum mehrere Zugaben. Und das von seinem Leiter erfundene Kunstwort wurde hier sofort verstanden: „singende Hände“ – „Gesang der Hände“ – eben mehr als nur ein Ensemblename! Die Begeisterung führte sogar soweit, dass an der argentinischen Universität in San Juan ein Lehrauftrag für Ensemblespiel eingerichtet wurde und sich in der Folge mehrere Gitarrenensembles gründeten, von denen die „Guitarras de la frontera“ mittlerweile im Austausch Deutschland besuchen konnten.

Dokumentiert wird die Arbeit von cantomano durch mittlerweile 3 CD’s: Neben der ersten thematischen CD „Zypern-Variationen“ (2004, zweite Auflage 2010) in Zusammenarbeit dem deutsch-zypriotischen Freundesverein „Kali Kypros“ – einem Hörbuch mit Musik und Texten zum Thema eines geteilten Landes, zeigt gerade die zweite CD in hervorragendem Maße die stilistische Vielfalt und klanglichen Möglichkeiten des Ensembles: „cantomano LIVE!“ (2011, zweite Auflage 2015, mit Unterstützung des Kultur- und Heimatvereins Belgweiler und des VEFF’s). Der Einsatz der unterschiedlichsten Gitarren und verschiedenen Soloinstrumente und Gesang sind hier in den verschiedenen musikalischen Stilen zu hören.             

2012 erschien bei NAXOS in einer Weltersteinspielung die CD „SoloDuoTrioQuartett“ mit Originalwerken von Heinrich Albert, Bruno Henze und Simon Schneider, gespielt auf historischen Weißgerber Gitarren mit dem cantomano Quartett bestehend aus Christopher Esch, Stefan Gymsa, Sebastian Schubert (alles ehemalige Schüler am Landesmusikgymnasium) und seinem Leiter Volker Höh. Hier wurden alte Traditionen wieder aufgegriffen: Durch den Einsatz von originaler Terz-, Prim-, und Quintbassgitarre entsteht ein lebendigeres und vielfältigeres Klangbild als mit vier gleichen Primgitarren. Dies knüpft an die klassische Streichquartett-Tradition an, so dass Terzgitarren für die Violinen, Primgitarre für die Viola und die dafür eigens entwickelte Quintbassgitarre anstelle des Violoncello eingesetzt werden.

Solche Quartette entstanden in dem beginnenden 20. Jahrhundert in München, Berlin, Wien und Prag. Und wurden weiterentwickelt in den Arrangements von Bruno Henze, beispielgebend in dem 3. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach, womit cantomano beim letzten DOW eben mit der Höchstpunktzahl von „25“ glänzen konnte: Hier stehen im originalen Streichersatz für die Violinen 3 Oktavgitarren, für die Bratschen 3 Terzgitarren, für die Violoncellos die Primgitarren und für den Kontrabass zwei Quintbassgitarren. Eine Klangvielfalt die Bruno Henze für sein Berliner Ensemble einsetzte, und die das Musizieren im Gitarrenensemble klanglich enorm bereichert und einen orchestralen Klang herbeizaubert. Eines der besonderen Erlebnisse war denn auch für die jungen Musiker von cantomano das Zusammentreffen im Jahr 2012 mit dem von Bruno Henze selbst 1955 gegründeten (und bis zu seinem Tod 1978 geleiteten) Ensemble, wobei seine Suite in A-Dur op.154 (Zimmermann Verlag) und sein 3. Brandenburgisches gemeinsam erklangen: „standing ovations in Berlin!“ stand in der Presse.

Klangliche Erweiterungen waren immer schon ein Thema seines Leiters Volker Höh, der von Anfang an darauf aus war, das Musizieren mit gleichen Gitarren weiter zu entwickeln: Zuerst durch Hinzunahme von Kontrabass- und Oktavgitarre, dann durch den Einbezug von Instrumenten wie Banjo, Folkgitarre, Charango, Timple, Ukulele und Cavaquinho. Dazu kamen vielfältige Percussionsinstrumente, der Gesang und die unterschiedlichsten Soloinstrumente. In den cantomano Konzerten wird dann auch die ganze Bandbreite der Musik mit Gitarren vom Solo bis hin zum Ensemble dargestellt, auch versucht man sich schon mal zu sechst auf einer Gitarre.

Ein besondere Situation dieses Ensembles ist, dass immer alle von der 5. bis zur 13. Klasse gemeinsam miteinander Musizieren. Durch das Schulprinzip besteht keine Besetzung länger als ein Jahr. Dann sind die Abiturienten entlassen und es heißt die Schulanfänger immer wieder neu zu integrieren. Eine besondere Herausforderung an den Leiter, der das aber gerade als eines der Erfolgsrezepte des Ensembles sieht.

 

Volker Höh ist einer der vielseitigsten deutschen Gitarristen. Er ist wohl einer der ganz wenigen, wenn nicht der einzige, der neben seinem erfolgreichen solistischen Auftreten mit über 15 CD’s, sich auch mit seinen Schülern der Kammermusik und dem Ensemblespiel in dieser Intensität verpflichtet sieht. Als Solist, mit Orchestern und in kammermusikalischen Besetzungen ist er – auch als Kulturbotschafter für das Goethe Institut – auf den internationalen Konzert- und Festivalbühnen zu Hause. Seine von der Fachkritik prämierten CD-Produktionen zeugen von stilistischer Vielfalt und differenzierter Klangästhetik. Diese setzen, wie seine Konzertprogramme, thematische Schwerpunkte und schlagen einen Bogen von der zeitgenössischen Musik über das klassische Repertoire mit historischen Instrumenten bis hin zur spanisch-lateinamerikanischen Musik. Auch dies spiegelt sich in seiner Arbeit mit cantomano wieder.

Regelmäßige Rundfunk- und Fernsehaufnahmen dokumentieren seinen künstlerischen

Rang ebenso wie zahlreiche ihm gewidmete Werke renommierter Komponisten.

Er ist auf CD- und Film-Produktionen u.a. des RSO Frankfurt mit Dirigenten wie

Michael Gielen, Eliahu Inbal, Dmitrij Kitajenko und Marcello Viotti zu hören. 

1959 in Altenkirchen/Pfalz geboren, studierte Volker Höh an den Hochschulen

in Koblenz und Münster. Ergänzende Auslandsstudien führten ihn zu Julian Bream, Leo Brouwer, Alberto Ponce, José Tomas und dem Pianisten György Sebök.     

Mehrfach wurde er mit Stipendien und Förderungen ausgezeichnet.

Neben seinen Lehraufträgen an der Universität Koblenz (1998-2011) und am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz in Montabaur arbeitet er als Herausgeber und Autor für Verlage und Fachmagazine sowie als Juror und Dozent auf internationalen Wettbewerben und Festivals.

2013 erhielt er „für besondere Verdienste in der Musikkultur in Rheinland-Pfalz“ den Preis der GlücksSpirale.