Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Auschwitz_2018_1

Häftlingsnummer 432

Zehntklässler besuchten das Konzentrationslager Auschwitz

(MLD / SMU, 06.08.2018) Zum dritten Mal nach 2014 und 2016 verbrachten die beiden Klassen 10 des Landesmusikgymnasiums Montabaur ihre „Tage der Orientierung“ in Polen. Im Vernichtungslager Auschwitz und in Krakau setzten sie sich mit der dunkelsten Seite der deutschen Vergangenheit auseinander.

Die Schülerinnen und Schüler verbrachten zusammen mit vier Lehrkräften die ersten vier Tage ihres Aufenthalts in Oswiecim (Auschwitz), wobei sie in intensiven Führungen sowohl durch das ehemalige Stammlager am Stadtrand als auch durch das außerhalb gelegene Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau begleitet wurden. Außerdem wurde eine Ausstellung in den Kellergewölben des Klosters Harmeze besucht, in denen ein Auschwitz-Überlebender, Marian Kołodziej (Häftling 432), der schon 1940 mit dem ersten Transport angekommen war, seine damaligen Erlebnisse und seine Alpträume Jahre nach seiner Lagerhaft in akribischer Arbeit künstlerisch zu verarbeiten versuchte.

Tief beeindruckt von den Bildern gestalteten die Schülerinnen und Schüler nach weiteren  Recherchen zu Opfern und Tätern eigene Kunstwerke und schrieben Gedichte oder Texte, mit denen sie versuchten, dem Gesehenen auf ihre Weise Ausdruck zu verleihen. Eine Gruppe beschäftigte sich vor allem mit der Bedeutung der Musik im Lageralltag. Dabei spielte die Auseinandersetzung mit Esther Bejarano und Alma Rose eine besondere Rolle. Nach einem letzten Gedenken in Auschwitz-Birkenau fuhr die Gruppe für zwei Tage weiter nach Krakau. Der Aufenthalt dort war geprägt von Führungen durch die historische Altstadt, das ehemalige jüdische Viertel Kazimierz und das Museum „Schindler“, in dem in beeindruckender Weise die Zeit des Nationalsozialistischen Protektorates dokumentiert wird.

Nach einhelliger Meinung der Schülerinnen und Schüler hat dieser knapp einwöchige Aufenthalt in Polen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Dies vor allem auch, weil durch die Unmittelbarkeit der Begegnung mit dem wohl dunkelsten Kapitel der neueren deutschen Geschichte an historischen Stätten dem Grauen, der damaligen ‚Gesinnung’ und der Massenvernichtung ein „Gesicht“ gegeben wurde. Ein besonderer Dank gilt vor allem der Bethe-Stiftung, die im Rahmen des Projektes „Erinnern ermöglichen“ unsere Reise sehr großzügig unterstützt hat. Den weiteren Förderern gilt dieser Dank ebenso. Ohne die Unterstützung durch den Nassauischen Zentralstudienfonds, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, dem VEFF, den Westerwaldkreis und das Land Rheinland-Pfalz, sind solche umfangreichen Schulprojekte nicht durchführbar.

Aber bei der Geschichtsbetrachtung während einer solchen Fahrt soll es nicht bleiben: In vielfältiger Weise wird die Verfolgung von Menschen aus fremden Kulturen / Religionen und deren Vernichtung im schulischen Kontext weiter aktualisiert. In fächerübergreifenden Projekten werden ethische Fragen, die uns die Gegenwart stellt, bearbeitet. So soll zu Beginn des neuen Schuljahres z.B. in Religion und Ethik eine intensive Auseinandersetzung mit der Migrationsproblematik stattfinden, die vor dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit eine noch ganz andere Dimension gewinnt.

Die Schülerinnen und Schüler werden ebenfalls eine Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht vorbereiten. Dabei werden sie sich mit den gegenwärtigen antisemitischen Strömungen in unserem Land und bei den Nachbarländern auseinandersetzen müssen.

Diese Form der Bewusstseinsbildung liegt unserer Schule sehr am Herzen, aber ohne die großzügige Förderung dieser sehr aufwändigen Studienreise und das außergewöhnliche Engagement der begleitenden Lehrer wäre eine solche Reise nicht durchführbar.